Der Heumarkt ist nicht nur städtebaulich von Interesse, er hat auch eine spannende wirtschaftliche Geschichte. Parteinahe Gruppen hatten ihre Finger im Spiel, die Beziehungen von Investor Michael Tojner zur Politik sind auch kein unbeschriebenes Blatt. Tojner wollte den vom Stadterweiterungsfonds (ressortierte zum Innenministerium) schon 2007 zum Verkauf angebotenen Wiener Eislaufverein schon von Anfang an kaufen, den Zuschlag erhielt aber die SPÖ-nahe Gesellschaft "Buntes Wohnen".

Dass die Immobilie viel zu günstig den Besitzer wechselte, hatte der Rechnungshof schon 2013 moniert. Interessanterweise befand sich unter den unterlegenen Bietern, die – bei Bestandsfreiheit – deutlich mehr geboten hätten: Michael Tojner. So oder so, der Industrie- und Immobilienunternehmer kam dann später doch noch zu dem Areal und kaufte das Hotel Intercontinental gleich mit.

Neben der Affinität zur Stadt-SPÖ gibt es auch eine Tangente zu den mitregierenden Grünen. Die Ithuba Capital, eine Willi Hemetsberger gehörende Finanzgesellschaft, unterstützt seit vielen Jahren einen von Christoph Chorherr ins Leben gerufenen gemeinnützigen Verein, der u. a. Schulen in Südafrika fördert. An Ithuba war Tojner früher beteiligt. Chorherr betont, dass die Partnerschaft längst bestanden habe, als das Projekt Heumarkt geboren wurde. Damals habe er Tojner nicht gekannt.

Den Neos stinkt es

"Das stinkt gewaltig", findet hingegen die Wiener Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und verweist darauf, dass sich der grüne Gemeinderat und heimliche Städtebauchef der Hauptstadt maßgeblich für Tojners Bauprojekt eingesetzt habe. Für die Neos-Frau eine glatte Unvereinbarkeit, auch wenn es sich um soziale Aktivitäten handle. Das gehöre jedenfalls geprüft.

Die Sache Tojner – Neos hat aber auch noch andere Facetten. Die lautstarken Kritiker der Heumarkt-Widmung wurden von dem Unternehmer kürzlich umgarnt. Finanzielle Unterstützung für den Nationalratswahlkampf sei Neos-Granden von Tojner offeriert worden, berichten Eingeweihte. Ob politisches Entgegenkommen rund ums Wiener Bauprojekt ein Thema war, ist nicht überliefert. Meinl-Reisinger kann dazu keine näheren Angaben machen, bestätigt aber das Angebot des Investors. "Das haben wir klarerweise abgelehnt." (Andreas Schnauder, 5.7.2017)