Das "Krone"-Verlagsgebäude.

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Wien – Der, auf den man am Mittwoch im Arbeits- und Sozialgericht (ASG) Wien am meisten gewartet hatte, kam nicht: Christoph Dichand, Vertreter des "Krone"-Hälfteeigentümers Familie Dichand. Für 10 Uhr 30 war er als Zeuge in jenem Prozess geladen, den der Geschäftsführer der Krone-Verlag GmbH, Bernhard Schneider, gegen den Verlag anstrengt.

Schneider – er sitzt auf einem Ticket der deutschen "Krone"-Hälfteeigner Funke-Gruppe – fordert die Bezahlung aus seinem Geschäftsführervertrag ab Jänner nach, in Summe 134.000 Euro. Er geht davon aus, dass sein Vertrag aufrecht ist – während die Gegenseite argumentiert, sein Vertrag sei Ende 2016 ausgelaufen. Hintergrund des Streits ist das tiefgehende Zerwürfnis der beiden Hälfteeigentümer der "Krone", hie Dichands, da Funkes.

"Kuhhandel"

Die Deutschen, die Schneider ins Gremium entsandt haben, wollten dessen Ein-Jahres-Vertrag für 2017 wieder verlängern. Dichand, der Wolfgang Altermann in die Geschäftsführung entsandt hat, hat sich dagegen gestellt. Zwar hat er den Deutschen im Herbst 2016 noch einen Vorschlag gemacht, unter welchen Bedingungen er bereit wäre, den Vertrag zu verlängern – auf diesen "Kuhhandel" (Schneider am Dienstag) sind die Deutschen aber offenbar nicht eingegangen.

Ordnungsstrafe für Dichand

Also wollte man am Gericht Dichands Sicht der Dinge erfragen, der ließ sich aber entschuldigen. Seine Rechtsanwältin Huberta Gheneff entschuldigte ihn am Tag zuvor wegen einer "Gesellschafterversammlung", erklärte Richter Arnold Tiefnig – aber ihm genügt diese Erklärung nicht. Dichand wurde für September erneut geladen – und der Richter verhängte eine Ordnungsstrafe von 500 Euro über Dichand. (Der dagegen Rechtsmittel einlegen kann.)

Kollege ohne Vertrag

Wie auch immer, die Aussagen von Kläger Schneider und Beklagtenvertreter Altermann (die laut beider Aussagen konfliktfrei zusammenarbeiten) erlaubten einen Blick ins Arbeitsleben eines Geschäftsführers (als solcher steht Schneider im Firmenbuch) ohne Dienstvertrag. Zitat Altermanns auf die Frage, wie er den Kläger ab 2017 gesehen habe: "Ich habe ihn als Kollegen ohne Vertrag wahrgenommen."

Der wöchentlich aus Leipzig anreisende Schneider, zuvor Geschäftsführer der Mediaprint, schilderte, er arbeite wie ehedem drei Tage pro Woche in Wien, sei immer erreichbar und teile sich die Arbeit mit Altermann. Der sei fürs operative Geschäft, er selbst für die Finanzen zuständig. Gemeinsam habe man etwa Krone Multimedia saniert, die lange Verluste geschrieben habe und 2014 mit 30 Millionen Euro verschuldet gewesen sei.

"Wurde belobigt"

An all seinen Tätigkeiten habe sich 2017 "in keinster Weise etwas geändert". Was Altermann in seiner Aussage bestätigte: "Es ist so, wie er es sagt." Auch die drei Zeugen aus Mediaprint beziehungsweise Krone erklärten, Schneider arbeite wie ehedem. Ob er denn je inhaltlich kritisiert worden sei? Schneider: "Im Gegenteil, ich wurde belobigt. Altermann und ich bekamen für 2015 eine Prämie, obwohl das nicht im Vertrag stand."

Finanz- und Sonderprüfung

Schneiders Antworten erlaubten einen tiefen Blick in den Krone-Verlag. Etwa auf eine Großbetriebsprüfung der Finanz für die Jahre 2013 bis 2015, mit der man gerade beschäftigt sei und "die nicht unproblematisch ist, weil es einige kritische Punkte gibt" (Schneider). Zudem habe man sechs Wochen intensiv an einer Sonderprüfung gearbeitet, "wegen Unregelmäßigkeiten bei Abrechnungen".

200 Seiten Bericht

DER STANDARD hat eruiert, worum es geht. Wie berichtet gibt es den Vorwurf, in der Mediaprint (ihre Manager sind auch in der Krone Manager) sei es zu Ungereimtheiten bei Prämien und Boni und Reisekostenabrechnungen gekommen; ein Manager soll Zahlungen doppelt kassiert haben.

Irrtümlich ausbezahlt, umgehend zurückgezahlt

Der weist das zurück und erklärt: Lediglich eine Prämie sei irrtümlich und ohne sein Wissen von der Lohnverrechnung doppelt ausbezahlt worden. Als er darauf hingewiesen worden sei, habe er darauf die Prämie zurückgezahlt. Es sei also kein Schaden entstanden.

Wirtschaftsprüfer KPMG hat die Zahlungsflüsse in Mediaprint-Auftrag geprüft, in seinem rund 200-seitigen Bericht sollen die Vorwürfe bestätigt werden, wie es heißt, es gehe um 10.000 bis 20.000 Euro.

Donnerstag tagen Gesellschafter

Am Donnerstag sollen die Mediaprint-Gesellschafter dazu tagen. Die Deutschen hatten auf Entlassung des Mitarbeiters gedrängt, Dichand sei dagegen gewesen. Nun dürfte man sich einvernehmlich trennen.

Der Prozess Schneider gegen Krone geht im Herbst weiter, vielleicht mit Zeuge Dichand. (Renate Graber, 6.7.2017)