Bild nicht mehr verfügbar.

Die Hubble-Aufnahme zeigt einen Teil des Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke. Britische Astronomen vermuten, dass hyperschnelle Sterne ursprünglich von dieser kleinen Nachbargalaxie stammen.

Foto: REUTERS/NASA/ESA/Hubble

Cambridge – Unter den bis zu 300 Milliarden Sternen der Milchstraße befindet sich eine kleine Anzahl von Rasern, die so schnell unterwegs sind, dass sie letztlich dem Schwerefeld der Galaxie entkommen werden. Bisher gingen Astrophysiker davon aus, dass solche sogenannten Hyperschnellläufer einem Doppelsystem entstammen, das von dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße auseinander gerissen wurde.

In diesem Szenario verschlingt das Schwarze Loch einen der beiden Sterne und schleudert den zweiten mit enormem Tempo von sich fort. Zwar existieren auch andere Thesen zur Erklärung der hohen Geschwindigkeiten dieser Sterne, doch keine konnte erklären, warum die rund 20 bisher beobachteten hyperschnellen Sterne nur in einer relativ kleinen Region des Himmels zwischen den Sternbildern Löwe und Sextant vorkommen.

Irrläufer aus der Nachbargalaxie

Nun könnte eine Gruppe von britischen Astronomen um Douglas Boubert von der University of Cambridge hinter das Geheimnis der rasanten Sterne gekommen sein. Die Forscher analysierten Positions- und Geschwindigkeitsdaten von Sternen der Himmelsdurchmusterung Sloan Digital Sky Survey und stellten sie einer Computersimulation der Sternenevolution in der Großen Magellanschen Wolke gegenüber.

Das Ergebnis verblüffte die Wissenschafter, denn es zeigte, dass die Hyperschnellläufer aller Wahrscheinlichkeit nach aus dieser Zwerggalaxie in nächster Nachbarschaft stammen. So ergaben die Modellberechnungen, dass die Auswanderer aus der Großen Magellanschen Wolke durch Supernovae aus Doppelsternsystemen katapultiert wurden.

Über 500 Kilometer pro Sekunde

Da die Großen Magellanschen Wolke die Milchstraße mit rund 400 Kilometern pro Sekunde umkreist, erreichen die fortgeschleuderten Sterne relativ zu unserer Heimatgalaxie jene Geschwindigkeitswerte von über 500 Kilometer pro Sekunde, die sie als hyperschnelle Sterne charakterisieren.

Laut der nun in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlichten Studie besitzt die überwiegende Mehrzahl der bekannten Hyperschnellläufer Flugbahnen, die nahtlos zu diesem Szenario passen würden. Die Astronomen hoffen eine Bestätigung ihrer Erklärung anhand der im nächsten Jahr veröffentlichten Daten der Gaia-Himmelsdurchmusterung. (red, 8.7.2017)