Herausgeber Wolfgang Fellner und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf oe24.tv.

Foto: Screenshot oe24tv

Politischer Journalismus muss es sich nicht immer schwierig machen. Manchmal reicht schon der kumpelhafte Umgang mit einem umstrittenen Politiker, um jene Bürgernähe herzustellen, die für ein oe24.TV-Sommergespräch in Vorwahlzeiten konstitutiv ist.

"Deutlich jünger" sei H.-C. Strache geworden, beschied Wolfgang Fellner gut gelaunt seinem Sommergast. Der wusste leider nichts Besseres, als eines jener Gelächter anzustimmen, in denen sich größte Verlegenheit mit Ungläubigkeit mischt. Bei so viel Amikalität wollte es der Österreich -Herausgeber nicht belassen. Er riss sich Straches Sehbehelf unter den Nagel. Nur um festzustellen, dass Fehlsichtigkeit nicht davor schützt, andere, die deutlich kürzer Politik treiben als man selbst, "Altapparatschniks" zu nennen. 2,5 und drei Dioptrien mögen für andere ein Handicap bedeuten. Nicht für Strache. Der hatte zwar ein ziegelschweres Wirtschaftsprogramm ins Studio mitgebracht, wehrte sich aber Stein und Bein, auch nur eine Zeile daraus vorzulesen.

Wie wolle Strache...?

Das Mühen von oe24.TV um Intimität im Interesse seiner Zuseher gipfelte in Straches vollkommener Selbstentblößung. Fellner ließ nichts unversucht, um den FPÖ-Chef aus der Reserve zu locken. Sebastian Kurz hatte seine Lebensabschnittspartnerin kürzlich coram publico mit einem Kuss behaucht. Wie wolle Strache ...?

Der ließ sich nicht bitten. Er beabsichtige, die heimischen Störche zu Hochleistungen anzuspornen! Strache kann sich vorstellen, ein "halbes Jahr" in Babykarenz zu gehen. Doch leider, als Kanzler würden sich nur "zwei Wochen" ausgehen. Das lohnt kaum das Anrühren des Babybreis, wenn auch mithilfe einer Gleitsichtbrille. (Ronald Pohl, 6.7.2017)