Moskau – Wegen Cyber-Angriffen auf ranghohe russische Regierungsvertreter ist der Anführer einer russischen Hacker-Gruppe zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht in Moskau befand Wladimir Anikejew am Donnerstag schuldig, sich unerlaubt Zugang zu Computerdaten verschafft zu haben. Der Prozess war von den Behörden als "geheim" eingestuft worden und lief hinter verschlossenen Türen.

Dem Urteil ging eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft voraus, in der der Angeklagte sich zur Zusammenarbeit mit den Behörden verpflichtete. Anikejew war der Kopf des Hacker-Kollektivs Schaltai Boltai – russisch für Humpty Dumpty. Die Gruppe soll hinter mehreren Hackerangriffen stehen und unter anderem das Twitter-Konto von Regierungschef Dmitri Medwedew geknackt haben.

Hintergrund

Zu den Zielen von Anikejews Cyberangriffen sollen unter anderem der Putin-Vertraute und Moderator des Kreml-treuen Fernsehsenders Rossija 24, Dmitri Kiseljow, Präsidentenberater Andrej Belusow und Medwedews Sprecherin Natalia Timakowa gehört haben.

2014 bekannte sich die Gruppe zu einem Angriff auf Medwedews Twitter-Konto. Dabei war über den Onlinedienst die Botschaft verbreitet worden, Medwedew scheide aus der Regierung aus, um freier Fotograf zu werden. Wegen dieser und ähnlicher Aktionen galt das Hacker-Kollektiv zunächst als Kreml-kritisch. Später sagten mutmaßliche Mitglieder der Gruppe Medien, sie hätten die bei den Angriffen geklauten Daten höchstbietend weiterverkauft. (APA, 6.7.2017)