Starkes Übergewicht und Adipositas führt zu einer chronischen Aktivierung des Immunsystems, sagen Forscher.

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Köln – Rund jeder zweite Österreicher und Deutsche ist übergewichtig oder adipös. Das führt unter anderem dazu, dass das Immunsystem chronisch aktiviert und damit gestresst wird. – Dadurch steigt das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Eine weitere Folge: Zu viel Bauchfett erhöht auch das Risiko für Typ-2 Diabetes. Wissenschaftler der Uniklinik Köln und des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung haben nun herausgefunden, warum das so ist. Sie entdeckten bei übergewichtigen und adipösen Patienten eine Untergruppe von Immunzellen, die Typ-2 Diabetes triggert.

Konkret untersuchten die Kölner Wissenschaftler, wie das Immunsystem auf starkes Übergewicht beziehungsweise Adipositas reagiert und wie Folgeerkrankungen entstehen. Sie sind dabei auf eine Untergruppe von "Natürlichen Killer-Zellen" ((NK-Zellen) des Immunsystems gestoßen. Üblicherweise haben NK-Zellen die Aufgabe, virusbefallene oder bösartige Zellen zu bekämpfen.

In übergewichtigen Mäusen sind in einer kleinen Untergruppe von NK-Zellen jedoch andere Gene aktiv als bei Tieren mit Normalgewicht. Diese Adipositas-assoziierte NK-Zelluntergruppe ist an der Regulation des Immunsystems beteiligt und verstärkt offenbar dessen chronische Aktivität, was wiederum zu einer erhöhten Insulinresistenz führt – der Vorstufe von Typ-2-Diabetes.

Diät-Effekte

Auch im Menschen unterscheidet sich die Zusammensetzung der NK-Zellen bei schlanken und adipösen Probanden, wie die Forscher herausgefunden haben: In Blutproben von adipösen Patienten besitzen die Killerzellen ein ähnliches Genexpressionsprofil wie in adipösen Mäusen.

"Unterzogen sich unsere Adipositas-Patienten einer radikalen Diät, bei der sie merklich abnahmen, verringerte sich die Anzahl der veränderten Killerzellen und das Risiko für Diabetes", sagt Studienleiter Sebastian Theurich von der Uniklinik Köln. Der Wissenschafter zieht daraus den Schluss, dass die Anzahl dieser speziellen NK-Zelluntergruppe im Zusammenhang mit Übergewicht und chronischer Inflammation steht.

Hoffnung auf Therapieoption

In Mäusen konnten die Forscher das Risiko für Diabetes senken, wenn sie diese genetisch so veränderten, dass die Untergruppe der veränderten Killerzellen bei fettreicher Ernährung nicht mehr entstehen konnte. Ohne diese speziellen Killerzellen nahmen die Mäuse also trotz fettreichen Futters nicht weiter zu und entwickelten keine Insulinresistenz.

"Diese Untergruppe von NK-Zellen könnte einen Angriffspunkt für neue Therapiemöglichkeiten darstellen – wenn es uns gelingt, diese Zellen gezielt auszuschalten", so Theurich. Die Wissenschaftler wollen nun genau die Gene finden, welche die Killerzellen spezifisch auszeichnen und angreifbar machen. (red, 9.7.2017)