Immer wieder erinnern Aktivisten an die blutige Räumung des Tiananmen-Platzes durch die chinesische Armee.

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Weil er im Internet an die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung vor 28 Jahren auf dem Pekinger Tiananmen-Platz erinnert hat, ist der chinesische Arbeiteraktivist Liu Shaoming zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Ein Gericht in der Provinz Guangzhou habe Liu am Freitag der "Anstiftung zum Umsturz" schuldig gesprochen, sagte sein Anwalt Wu Kuiming der Nachrichtenagentur AFP.

Erfahrungsbericht ins Netz gestellt

Als Beweis wurden demnach "einige Online-Artikel" angeführt. Der Anwalt kündigte Berufung an. Liu wurde im Mai 2015 festgenommen, nachdem er auf einer US-Internetseite über seine Teilnahme an der Demokratiebewegung berichtet hatte. Der ehemalige Fabrikarbeiter war 1989 extra nach Peking gereist, um sich den von Studenten angeführten Kundgebungen anzuschließen.

Nach Angaben von Amnesty International war Liu auch Mitglied der ersten unabhängigen Gewerkschaft der Volksrepublik. Der China-Experte der Menschenrechtsorganisation, William Nee, bezeichnete Lius Inhaftierung als "ausgesprochen hart und ungerechtfertigt" und forderte seine sofortige Freilassung.

Armee griff demonstrierende Studenten an

Bei dem Blutbad auf dem Tiananmen-Platz war die chinesische Armee in der Nacht auf 4. Juni 1989 mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die dort wochenlang für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet.

Die Führung in Peking lässt bis heute keine echte Aufarbeitung der Vorfälle zu und schweigt offiziell zu dem Thema. Mehrere chinesische Aktivisten wurden bereits festgenommen, weil sie versuchten, die Erinnerung an die Vorfälle auf dem Tiananmen wachzuhalten. (APA, 07.07.2017)