Wien – Als Schönheitstipp für den Alltag ist es zwar nicht anwendbar, was die Universität Wien da berichtet. Dafür ist es ein verblüffender psychologischer Effekt, den ein Team um Helmut Leder und Jürgen Goller vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung beobachten konnte: Auf dem Kopf stehende Gesichter schätzen wir tendenziell schöner ein als aufrechte.

Die visuelle Wahrnehmung und ihre mentale Verarbeitung haben sich im Zuge unserer Evolution auf einen Oben-und-Unten-Modus eingespielt. "Wenn Dinge plötzlich auf dem Kopf stehen, ist dadurch unsere Wahrnehmung erheblich gestört", sagt Goller. Wird das Bild einer Person umgedreht, fällt es wesentlich schwerer, sie wiederzuerkennen oder ihren Gesichtsausdruck einzuschätzen.

Der Vergleich macht schwindelig

Die psychologische Grundlagenforschung befasst sich seit langem mit den verschiedenen Auswirkungen dieses Inversionseffekts. Leders Team wollte nun wissen, wie die mentale Verarbeitung der Schönheit von Gesichtern funktionieren könnte. Dazu haben sie Bilder von weiblichen und männlichen Gesichtern entweder aufrecht oder auf dem Kopf stehend präsentiert – anschließend wurden die Versuchsteilnehmer gebeten, die Schönheit der jeweiligen Gesichter einzuschätzen.

Die Ergebnisse zeichnen den Forschern zufolge ein klares Bild: Auf dem Kopf stehende Gesichter wurden im Schnitt deutlich schöner eingeschätzt. Und je weniger schön ein Gesicht von den Probanden wahrgenommen wurde, desto mehr gewann es durch die Drehung.

Das Experiment sehen die Forscher als ersten Schritt hin zu einem konkreten mentalen Modell, wie wir die Schönheit von Gesichtern mental bewerten. "Menschen haben subjektive Vorstellungen davon, was die Schönheit eines Gesichtes ausmacht. Diese internen Prototypen werden bei der Bewertung von Gesichtern aktiv und als Vergleichsschablone herangezogen", sagt Leder. (red, 7. 7. 2017)