Im Jahr 2015 sorgten unter anderem zwei Crowdfunding-Projekte für Schlagzeilen: Comet Core und Skarp. Ersteres ist ein Android-Smartphone, das sich besonders mit Wasserdichtigkeit und der Fähigkeit, auf der Wasseroberfläche zu schwimmen, auszeichnen soll. Zweiteres sollte nichts Geringeres als eine Revolution des Rasierens werden. Anstelle scharfer Metallklingen versprach man eine hautschonende Stutzung von Barthaaren mit Laser-Unterstützung.

In beiden Fällen wurde zuerst eine Kickstarter-Kampagne gestartet, die mit großem Erfolg anliefen. Nachdem sich bald kritische Stimmen mehrten und auf Ungereimtheiten hinwiesen – Comet Core präsentierte etwa ein Noname-Handy mit schwimmfähiger Hülle als Prototyp, bei Skarp fehlte generell ein ausreichender Nachweis des Funktionsprinzips – wechselten sie die Plattform. Comet beendete seine Kickstarter-Kampagne unter Angabe fadenscheiniger Gründe, bei Skarp griffen die Betreiber der Crowdfunding-Plattform selber ein.

Auf Indiegogo fanden Schwimm-Handy und Laser-Rasierer allerdings eine neue Heimat und erreichten ihre Finanzierungsziele. Schon beim letzten Zwischenstandsbericht im Juni 2016 sich wenig Fortschritt. Ein Jahr später ist die Lage kaum besser.

Comet Core: Seltsame Vorgänge auf Facebook

Ausgesprochen wenig hat sich bei Comet Core getan. Die Kommunikation über die Indiegogo-Seite ist im vergangenen August eingeschlafen. Auf Facebook postete man danach noch Renderings und zwei Handy-Aufnahmen, die den zweiten Prototyp im Wasser zeigen sollen.

Derweil wurden nachfragende Fans immer wieder mit unterschiedlichen Releaseterminen vertröstet. Am 23. Jänner versprach man einerseits einem Fragesteller in einem Kommentar eine Veröffentlichung im Sommer. Am gleichen Tag postete man allerdings auch einen neuen Beitrag, in welchem man selbige für Herbst ankündigte.

In einem Posting kündigte man die Veröffentlichung des Handys für Herbst an...
Screenshot: Facebook
...während man am gleichen Tag einem Interessenten einen Release im Sommer andeutete.
Screenshot: Facebook

Stille

Seitdem, also seit über einem halben Jahr, hüllt man sich nun auch auf Facebook in Schweigen. Matthias Mende, der lange Zeit als eine Art Sprecher für das Projekt fungierte, ist derweil aus der Teamauflistung auf der Homepage verschwunden, was möglicherweise der Grund für die eingekehrte Stille ist.

Ungeachtet dessen kann das Handy, dessen Erscheinen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen ist, immer noch ab 385 Dollar über die Indiegogo-Seite vorbestellt werden, was der Plattform kein gutes Zeugnis ausstellt.

Skarp: Zumindest noch in Entwicklung

Etwas besser ist zumindest der Ausblick für Skart, wo man mittlerweile auch deutlich hinter dem letzten genannten Releasedatum, Dezember 2016, liegt. Hier haben sich die Entwickler nach eigenen Angaben seit Monaten damit geplagt, das passende Material für den Faden zu finden, durch den der Laser geleitet werden soll. Dieser soll auf diesem Wege sogenannte Chromophoren in den Haaren treffen, die durch das gebündelte Licht in einer bestimmten Wellenlänge zerstört werden.

CNET

Im Juli 2016 war ein Redakteur von CNet auf Besuch bei den Entwicklern und stellte fest, dass das Prinzip scheinbar funktioniert – wenn auch noch nicht besonders gut. Im April vermeldete Skarp schließlich, dass erste Tests des neuen Fadens sehr erfolgsversprechend verlaufen seien.

Unklarer Ausblick

Einen Monat später hieß es, dass man bei Haarschneide-Versuchen jedoch auf Probleme gestoßen sei und nun drei externe Unternehmen zur Hilfe heranziehe. Zuletzt, im Juni, schrieb man lapidar, man mache "weiter Fortschritte". Dafür postete man Fotos aus dem Hauptquartier von Indiegogo. Dort war man zu Besuch und zeigte nach eigenen Angaben einige der eigenen "bahnbrechenden Technologien" vor.

Während die an konkreten Informationen kargen Updates glaubwürdig signalisieren, dass zumindest noch am Laser-Rasierer gearbeitet wird, ist nach wie vor völlig unabsehbar ob oder wann selbiger jemals Marktreife erlangt. Die Lage ist für die Unterstützer, die in Erwartung des Geräts 289 Dollar investiert haben, ungewiss. Immerhin: Weitere Vorbestellungen für Skarp sind nicht möglich.

Foto: Skarp

Status Quo

Wer Geld in Comet Core gesteckt hat, sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, selbiges wohl nicht wieder zu sehen und auch das Handy nicht zu erhalten. Unterstützung auf Consumer-Crowdfundingseiten sind nachrangige Investments und die Belohnungen unverbindliche Zusagen. Das bedeutet, dass die Projektbetreiber bei Nichtlieferung nicht haftbar gemacht werden können und bei einer etwaigen Abwicklung des jeweiligen Unternehmens die Chance auf finanzielle Entschädigung extrem gering ist.

Hat man Geld in die Skarp-Kampagne gesteckt, so gibt es zumindest noch die Chance, Teil einer möglichen Rasier-Revolution zu werden. Ob und wann diese stattfinden wird, steht in den Sternen. Gut möglich, dass hier noch das eine oder andere Jahr ins Land ziehen wird, ehe der Laser die Klinge ersetzt. (Georg Pichler, 08.07.2017)