Es war doch eine Überraschung, und für den neuen ÖVP-Chef Sebastian Kurz ist es zumindest ein kleiner Erfolg: Er konnte Efgani Dönmez, früher Bundesrat der Grünen, für eine Kandidatur auf seiner Liste gewinnen. Für die Grünen ist das ein weiterer Schlag: Sie verlieren einen ihrer einst bekanntesten Proponenten, wenn schon nicht an die Liste von Peter Pilz, so doch an die ÖVP.

Tatsächlich hätte Dönmez genauso gut bei Pilz antreten und damit die Liste der Grün-Abtrünnigen verstärken können. Der türkischstämmige Oberösterreicher entschied sich aber für die sichere Bank und den verlässlicheren Spitzenkandidaten. Mit dem fünften Listenplatz bei der ÖVP ist ihm der Einzug in den Nationalrat sicher.

Kurz sendet mit dieser Neuerwerbung eher ein Signal nach rechts als nach links aus: Dönmez, der selbst muslimischen Glaubens ist, steht für den Kampf gegen einen radikalen und politischen Islamismus, und darin ist er durchaus glaubwürdig. Er ist einer, der sich gut integriert und seine Chancen genutzt hat, den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft hat und der sich in seinem Engagement nun gegen jene richtet, die sich nicht anpassen und einordnen wollen, die Religion für ihre politischen Zwecke missbrauchen. "Seid brave Österreicher!", lautet seine Botschaft. Dafür sei er sogar mit mehrfach Mord bedroht worden, wie Kurz bei der Präsentation mehrfach einflocht – man muss seine Kandidaten schließlich auch verkaufen.

Dass Dönmez in seinem Engagement gegen den religiösen und politischen Extremismus gelegentlich selbst zu einer radikalen Wortwahl und zu Verallgemeinerungen neigt, stellt für Kurz ein gewisses Risiko da. Dönmez ist nicht leicht führbar, er ist in seiner Eifer kaum zu bremsen, sucht die Konfrontation und genießt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in vollen Zügen – eine gefährliche Kombination in der Politik. (Michael Völker, 7.7.2017)