Wäre Ulrike nicht auf Facebook, sie wüsste nichts, wäre verblendet wie 95 Prozent der Österreicher. Sie wüsste nicht, was der ORF verschweigt – Vergewaltigungen, und dass die Regierung Zuwanderung für billige Arbeitskräfte forciert (oder zwecks Bürgerkrieg mit Wiederaufbau-Konjunktur, wie Peter meint). Ulrike und Silvana, die Fernsehen abgemeldet hat, keine Zeitung liest, sechs Hunde gerettet hat und Winter in Florida verbringt, wissen das etwa aus Günters Facebook-Gruppe "Die Patrioten", mit Stammtisch in Klagenfurt.

Christoph Feurstein und Oliver Rubenthaler haben sie besucht für ihr Thema Spezial über "Hass im Netz": Günter und Ulrike. Krankenschwester Renate aus Linz, die FP-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer auf Facebook korrigierte, dass es sehr wohl muslimische Krankenschwestern gibt – mit denen sie seit 20 Jahren hervorragend arbeitet.

Neun Monate auf Bewährung

Peter aus Linz, der wegen Postings zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt wurde. "Mahlzeit", kommentierte er den Post zähnefletschender Kampfhunde, die nur "Mett essen – Achmett, Mehmett, Mohamett". "Ich liebe Hunde", schrieb dazu Gabriele, Neo-Imkerin und "Patriotin bis in den Tod". Schrieb sie nicht, sagt sie Feurstein, lacht, weil das nicht ihren Gedanken entspreche, sie lösche das.

Thema sucht Erklärungen für digitale Enthemmung, wirbt für die Kampagne "Aufstehn gegen Hass im Netz" (ab Montag), zeigt, wozu die Enthemmung führt: Elke Rock, Ingrid Thurnher, Eva Glawischnig, Natascha Kampusch lesen, wie Poster ihnen sexuelle Gewalt und grausamen Tod wünschten.

Ob das beklemmende Facebook-Video darüber Ulrike und Silvana in ihrer Runde der Patrioten erreicht?

(Harald Fidler, 10.7.2017)