Wien/Grünau im Almtal – Enge Zweierbeziehungen haben offenbar gesundheitsfördernde Effekte, was die Entstehung von Monogamie bei Tieren und letztlich auch beim Menschen begünstigt haben könnte. Tatsächlich sind auseinandergerissene Partner schnell gestresst und ihr Immunsystem schwächelt, fanden österreichische Forscher bei Graugänsen heraus. Ihre Studie erschien nun im Fachjournal "Behavioural Processes".

Ein Team um die Biologin Claudia Wascher hat an der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal (OÖ) acht Pärchen einer frei lebenden, aber zweimal täglich von den Forschern gefütterten Gänseschar auseinandergerissen. Graugänse (Anser Anser) bilden oft lebenslange Partnerschaften, im Schnitt waren die untersuchten Paare schon drei Jahre zusammen.

Die Forscher fingen die Männchen ein und setzten sie zwei Tage lang in ein Freigehege, wo sie die Weibchen weder sehen noch hören konnten, und umgekehrt. In dieser Zeit und danach untersuchten sie die Blut- und Stuhlproben bei beiden Geschlechtern nach Anzeichen von Stress und Parasiten.

Stresshormone im Kot

Die Männchen hatten während der Trennungszeit vermehrt Abbauprodukte von Stresshormonen im Kot, erklärte Wascher, die mittlerweile an der Anglia Ruskin University in Cambridge (England) forscht. Auch bei ihren Immunzellen (Leukozyten) zeigten sich Änderungen, die auf Stress hindeuten. Außerdem veränderte sich bei den getrennten Männchen und Weibchen das Verhältnis zwischen roten und weißen Blutkörperchen. Auch dies sei als Antwort auf eine nicht unbedingt positive Herausforderung zu sehen, so die Forscherin.

In Folge war auch das Immunsystem der Gänse geschwächt. Sowohl die Ganter als auch ihre Partnerinnen hatten mehr Eier von intrazellulären Parasiten (Kokzidien-Oozysten) und Fadenwürmern (Nematoden) im Stuhl.

Schnelle Folgen

Die Tiere zeigten demnach bei einer Trennung recht schnell gesundheitsrelevante Effekte, so die Forscher. Bei den Männchen waren diese ausgeprägter, sie mussten während der Trennung aber auch alleine im Gehege sein, während die Weibchen mit ihrer Schar umherziehen konnten. Der Stress und die Schwächung des Immunsystems waren übrigens nur vorübergehend – wenn die Paare wieder vereint waren, normalisierten sich die Werte. (APA, red, 15.7.2017)