Irakische Regierungsvertreter bereiten bereits ihre Siegesreden vor. In der einstigen IS-Metropole Mossul leisten zwar noch einige Dutzend Kämpfer der Islamisten Widerstand gegen die irakische Armee und deren Verbündete, aber die irakische Großstadt gilt als so gut wie erobert.

Irakische Sicherheitskräfte feiern in Mossul die Rückeroberung der Metropole.
Foto: AFP PHOTO / FADEL SENNA

Andernorts im Irak kontrollieren Kämpfer des "Islamischen Staats" allerdings immer noch mehrere Orte:

Mossul in Trümmern, die Menschen haben eine unsichere Zukunft vor sich; trotzdem ein wichtiger – symbolischer – Sieg gegen die Terrormiliz IS? Andreas Pfeifer, Leiter der ZIB-Auslandsredaktion, analysiert die Lage im Irak.
ORF

Auch eine Korrespondentin der New York Times vor Ort berichtete einen Tag nach der ausgerufenen Befreiung, dass sie Artilleriefeuer hören könnte.

Tal Afar

Nur wenige Kilometer westlich von Mossul liegt die Stadt Tal Afar, die weiterhin als Hochburg des IS gilt. Bei der Rückeroberung Mossuls ist man die Stadt bewusst umgangen, ist Tel Afar doch ein Bollwerk des sunnitischen Extremismus: Die schiitische Bevölkerung litt schon lange vor der Ankunft des IS im Juni 2014 unter Repressalien.

Umzingelt ist die Stadt derzeit von schiitischen Milizen, denen es bereits gelungen ist, den Flughafen im Süden der Stadt einzunehmen. Für den IS ist die Stadt weniger von symbolischer denn von strategischer Bedeutung: Sie liegt auf halbem Weg zwischen Mossul und den vom IS kontrollierten Städten Syriens und war Dreh- und Angelpunkt für Kämpfer und Waffen zwischen den Gebieten.


Hawija

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Bereits 2013 kam es in Hawija zu Zusammenstößen zwischen der einheimischen Bevölkerung und irakischen Sicherheitskräften.
Foto: AP Photo/Human Rights Watch

Ähnlich wie Tal Afar ist die irakische Anti-IS-Koalition Hawija umgangen, als sie Mossul eroberte. Die Stadt südlich der ölreichen Metropole Kirkuk wurde vom IS im Juni 2014 erobert.

Die Stadt spielt mittlerweile in der Propaganda der radikalen Islamisten eine wichtige Rolle. Sie dient als Schauplatz für zahlreiche IS-Videos, in denen das Alltagsleben unter IS-Herrschaft geschönt dargestellt wird.

Von hier aus greift der IS auch regelmäßig kurdische Städte wie Kirkuk und Salahaddin an. Hawija konnte unter anderem deswegen vergleichsweise einfach unter IS-Kontrolle gelangen, weil die Spannungen zwischen der mehrheitlich sunnitischen Bevölkerung und den schiitisch dominierten irakischen Sicherheitskräften bereits vor der Ankunft des IS groß waren. Im April 2013 wurden zahlreiche sunnitische Einwohner der Stadt bei Zusammenstößen mit irakischen Beamten getötet.

Al-Qaim

In der im Westirak gelegenen Provinz Anbar eroberte der IS die Stadt al-Qaim sowie Anah und Rawa und gründete dort die eigene "Provinz Euphrat", die auch Gebiete Syriens umfasst.

Daher ist das Gebiet einerseits von hoher symbolischen Bedeutung: Mit der Gründung einer panirakisch-syrischen Provinz wollte der IS symbolisch die Grenzen des Sykes-Picot-Abkommens sprengen, in dem 1916 die Landesgrenzen unter anderem von Syrien und dem Irak festgesetzt wurden.

Andererseits ist die Provinz auch von strategischer Bedeutung für den IS, da durch sie Kämpfer und Waffen von Schlachtfeldern im Irak und Syrien transferiert werden konnten. (stb, 11.7.2017)