Gerade im Dekanat Veliki Borištof / Großwarasdorf hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics – ein Burgenlandkroate aus Stinjaki/Stinatz – wenig zu lachen im Moment.

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Seit seinem Amtsantritt als Bischof der Diözese Eisenstadt im Jahr 2010 hat Ägidius Zsifkovics ordentlich umgerührt in der pannonischen Herde und vor allem in deren Hirtenschar. Nicht immer ist das wohlwollend beklascht worden. Oft waren Pfarrersbe- und -entsetzungen gar von Unwillenskundgebungen begleitet und überhaupt nicht getragen vom "Geist der Communio", welchen der Oberhirte auf seine Amtszeit eigentlich herabbeschwören wollte. Nirgends aber erreicht die Renitenz ein derartiges Ausmaß wie im mittelburgenländischen Dekanat Veliki Borištof, also Großwarasdorf.

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Nicht nur wurde der Bischof – er ist Burgenlandkroate, stammt aus Stinjaki/Stinatz – vor drei Jahren einmal im Pfarrhof eingesperrt (weshalb man in Eisenstadt vom 26. September gern auch als "Santo Egidio in carcere" spricht); nicht nur, dass es im Jahr darauf im Ortsteil Šuševo/Nebersdorf zu einer veritablen Rauferei gekommen ist: Vor etwa zwei Wochen eskalierte die Angelegenheit ins tatsächlich Bedenkliche. In das Lüftungssystem des Autos des Großwarasdorfer Pfarrers wurde "eine ätzende Substanz" eingebracht (schreibt der regionale "Kurier"), konkret "Buttersäure" (berichtet die regionale "Krone").

Wutglauben

Dominik Orieschnig, Sprecher des Bischofs, spricht von einer "in geschlossenen Räumen nicht ungefährlichen, zur Bewusstlosigkeit führen könnenden Substanz, die gegen Wildverbiss aufgebracht wird", und möchte deshalb schon deponieren, "dass das kein Lausbubenstreich mehr ist". Die Polizei ermittelt jedenfalls.

Orieschnig begrüßt dies. Er beobachtet eine eskalierende Situation. Eine kleine Gruppe neige – so umschreibt das jetzt der STANDARD – zum Wutglauben.

Dabei kommt der Bischof gerade in dem Fall gewissermaßen wie die Jungfrau zum Kind. Den Pfarrer stellen ja seit langem Franziskaner aus der Ordensprovinz Bosnien. Der Orden verleiht, so Orieschnig zum STANDARD, seine Arbeitskräfte für je nur rund drei Jahre. Sonst ginge die Verwurzelung im Mutterkloster verloren.

"Das ist hier offenbar passiert." Der Vorgänger des nunmehrigen Pfarrers Božidar Blažević, Ivan Jelić, hat in den sieben Jahren, die er im Mittelburgenland gewirkt hat, gute bis sehr sehr gute Freunde und Freundinnen gefunden. Der neue Pfarrer werde nun "gemobbt und gestalkt", so wolle man ihm den Job verleiden. In der Hoffnung, den alten zurückzubekommen.

Nicht alles hier ist, Gott sei's gedankt, so handgreiflich. In der Pfarre mag zuweilen "Highway to Hell" intoniert werden. Die Kuga, das 35 Jahre alte Kulturzentrum, rief am Wochenende zur friedlich-krowodnrockigen Croatisada. (Wolfgang Weisgram, 10.7.2017)