Wir kennen sie nicht – sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow über die russische Anwältin Natalja Weselnitzkaja, deren geheimes Treffen mit dem Trump-Team mitten im Wahlkampf nun für gehörigen Aufruhr in Washington sorgt. Tatsächlich sind die ihr zunächst von der "New York Times" zugeschriebenen Kontakte in den Kreml unwahrscheinlich. Bestens vernetzt ist Weselnitzkaja in Russland trotzdem.

1998 machte sie ihren Abschluss an der Moskauer Staatsakademie für Jurisprudenz, um anschließend bei der Staatsanwaltschaft im Moskauer Umland ihre erste Stelle anzutreten. Dort machte sie ihre wohl bis heute wichtigste Bekanntschaft – mit ihrem Chef Alexander Mitusow, dem Stellvertretenden Staatsanwalt der Region.

Aus den dienstlichen Kontakten wurden schnell private, die zur Schwangerschaft und zur Scheidung von ihrem ersten Mann führten. Auch den Job bei der Staatsanwaltschaft musste sie kündigen, dafür bot ihr Mitusow nicht nur Herz und Hand, sondern auch seine Hilfe bei ihrer weiteren Karriere an; zunächst bei einer Bank und nach deren Pleite mit einem eigenen Anwaltsbüro. Und dieses Büro macht sich schnell einen Namen als "Problemlöser" mit einer hundertprozentigen Siegquote vor Gericht; unter anderem in dubiosen Fällen mit feindlichen Firmenübernahmen.

Mitusows Abschied aus der Staatsanwaltschaft war nur ein kurzes Hindernis, denn schon 2005 wurde er Vizeminister der Regionalregierung für Verkehr, was wiederum dem Anwaltsbüro seiner Frau lukrative Aufträge der Verkehrsbetriebe einbrachte. Mitusows Chef jener Zeit, Pjotr Kazyw, ist der nächste lukrative Kontakt, sein Sohn Dennis landete später im Zusammenhang mit dem Magnitzki-Akt auf der schwarzen US-Liste.

Die Bekämpfung dieses Aktes wird zum beherrschenden Thema der Tätigkeit Weselnitzkajas. Ihre persönliche Agenda steht damit in Einklang mit der des Kremls. Selbst einen Film zur Diffamierung Magnitzkis finanzierte sie. Die Abschaffung des Magnitzki-Akts ist der stramm konservativen und hurrapatriotischen russischen Anwältin trotz Treffens mit Donald Trump Junior nicht gelungen – und so musste ihr Klient Kazyw im Mai 5,9 Millionen Dollar zahlen, damit die Geldwäscheermittlungen eingestellt werden. Weselnitzkaja präsentierte anschließend ihre eigene Sicht auf den teuren Vergleich und sprach von einer "bedingungslosen Kapitulation" der US-Justiz. (André Ballin, 10.7.2017)