Wien/Trumau – Die "Aktion 20.000", die ältere Langzeitarbeitslosen bundesfinanziert wieder in Arbeit bringen soll, wird offenkundig immer mehr zum Wahlkampfthema. Schon im Vorfeld des Gesetzesbeschlusses kam aus der Wirtschaftskammer Kritik, dass normale Unternehmen von der Aktion ausgeschlossen seien. Diese Kritik wird nun bekräftigt. Zudem wird nun hinterfragt, ob das Vorgehen überhaupt gesetzeskonform ist.

WKÖ-Mitgliedsunternehmen würden von der Aktion ausgeschlossen, kritisierte ein Vertreter der Wirtschaftskammer am Dienstag gegenüber der APA. "Eine AMS-Zielvorgabe schließt die Privatwirtschaft aus. Das ist nicht nur unverständlich sondern auch auf das eigentliche Gesetz bezogen problematisch." Nur gemeinnützige Firmen neben Gemeinden einzubeziehen sei eine nicht verständliche Einschränkung. In der Kammer hofft man, "dass sich der Minister nochmals mit der Materie befasst und hinterfragt, ob es richtig ist, diese so einzuschränken und eine Ungleichheit zu schaffen".

Pilotregion Baden

Der Bezirk Baden ist niederösterreichische Pilotregion für die "Aktion 20.000", die 2018 auf ganz Österreich ausgerollt wird. Ehrgeiziges Ziel sei, mit der Förderung kollektivvertraglich entlohnter Jobs die Zahl der Langzeitarbeitslosen über 50 Jahren langfristig zu halbieren, sagte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Dienstag in Trumau, wo über den positiven Start der Initiative berichtet wurde.

Gleich in der ersten Woche seien im Bezirk 19 Arbeitsplätze vergeben und dem Arbeitsmarktservice (AMS) weitere 76 von Gemeinden und gemeinnützigen Organisationen gemeldet worden, hieß es in dem Pressegespräch. AMS-Landesgeschäftsführer Karl Fakler freute sich über die Eröffnung von Chancen für ältere Arbeitslose. Er hoffe, dass damit ein systematischer Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen einhergehen werde. Es müsse alles getan werden, um diesen Menschen zu signalisieren, dass ihre Lebenserfahrung wertvoll sei, und ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben, begrüßte der im Juni neu gewählte SP-NÖ-Parteichef Franz Schnabl die Aktion.

Weiter Jobangebote in der kommenden Woche

In der Marktgemeinde Trumau selbst wurden laut Andreas Kollross, Ortschef und SPÖ-Bezirksparteivorsitzender, bereits drei Menschen beschäftigt. Jene zwölf Gemeinden im Bezirk, denen sozialdemokratische Bürgermeister vorstehen, hätten die Aufnahme von 30 Personen in die Wege geleitet, weitere Jobangebote sollen in den kommenden Wochen folgen.

Im Bundesland Niederösterreich, wo es 2016 im Jahresdurchschnitt 10.162 Langzeitarbeitslose über 50 gab, sollen 4.000 der im Rahmen der Aktion geplanten zusätzlichen 20.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Bezirk Baden sei der Anteil an vorgemerkten Personen in der Zielgruppe mit 12,5 Prozent am höchsten in Niederösterreich.

Lohn- und Nebenkosten werden gefördert

Arbeitslosenstatistiken geben Zahlen wieder, aber "in einer Gemeinde haben diese Menschen ein Gesicht", so Stöger. Es gelte, deren Know-how zu nutzen. Es gebe einen Bedarf an Arbeitsplätzen, "die der Markt nicht hergibt". Die Bandbreite dabei reicht von administrativen Tätigkeiten in Schulen über Einsätze am kommunalen Bauhof bis zur Alltagsbegleitung pflegebedürftiger Menschen. Bei dem Modell werden die Lohn- und Lohnnebenkosten eines Beschäftigungsverhältnisses für die Dauer von maximal zwei Jahren gefördert. (APA, 11.7.2017)