Mit diesen Fahndungsfotos suchen die USA nach Abu Bakr al-Baghdadi.

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Deir ez-Zor / Mossul – Der Anführer der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat", Abu Bakr al-Baghdadi, ist nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte tot. Laut ihrem Leiter Rami Abdel Rahman hätten das hochrangige IS-Führer in der syrischen Provinz Deir ez-Zor am Dienstag gemeldet. Das US-Verteidigungsministerium konnte die Information hingegen nicht bestätigen.

Es sei unklar, wann und wie Baghdadi gestorben sei, sagte der Leiter der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle. Die oppositionsnahe Organisation stützt sich auf ein Netz von Aktivisten und Informanten in Syrien. Ihre Angaben können in der Regel von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Ein Sprecher des US-Zentralkommandos in Tampa konnte die Meldung ebenfalls nicht bestätigen. "Wir haben keine operativen Berichte, die das bestätigen", erklärte er. Er verwies zudem darauf, dass ein Foto, auf das sich die Meldungen stützten, fünf Jahre alt sei.

Skeptisch zeigte sich auch die "New York Times"-Korrespondentin und IS-Expertin Rukmimi Callimachi. Auf Twitter argumentiert sie, dass es bisher kein IS-Statement zum Tod Baghadadis gegeben habe. Zudem weise ein IS-Sender die Information als Falschmeldung zurück.

Allerdings hatte auch Russland erst kürzlich den Tod des IS-Chefs verkündet. Das russische Verteidigungsministerium hatte am 22. Juni erklärt, es überprüfe Hinweise, dass Baghdadi bei einem russischen Luftangriff nahe der syrischen IS-Hochburg Raqqa ums Leben gekommen sei.

Demnach bombardierte die russische Luftwaffe am 28. Mai ein Treffen von Anführern der IS-Miliz südlich von Raqqa. Den russischen Angaben zufolge wurden bei dem Angriff auch 30 IS-Kommandanten sowie bis zu 300 Kämpfer getötet, die für die Sicherheit der Kommandanten sorgen sollten. Die US-geführte Koalition konnte die Angaben damals nicht bestätigen. Baghdadi war in der Vergangenheit schon mehrfach für tot erklärt worden.

Die Provinz Deir ez-Zor im Osten Syriens befindet sich derzeit noch größtenteils unter Kontrolle des IS. Baghdadi habe sich in den vergangenen Monaten in östlichen Bezirken der Provinz aufgehalten, sagte Abdel Rahman. Es sei aber unklar, ob der 46-Jährige dort oder an einem anderen Ort getötet worden sei.

Der Iraker hatte 2014 mit der IS-Miliz weite Teile des Irak und Syriens erobert. Im Juli 2014 war er in Mossul das einzige Mal öffentlich aufgetreten. Dabei rief er das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und in Syrien aus und forderte Muslime auf, seinen Anweisungen Folge zu leisten.

Baghdadis letztes Lebenszeichen stammt vom vergangenen November, kurz nach Beginn der Offensive der irakischen Regierungstruppen und ihrer Verbündeten auf Mossul: In einer Audiobotschaft rief er damals seine Anhänger zum Durchhalten auf. Er selbst soll Mossul Anfang des Jahres verlassen haben.

Die irakische Regierung gab am Montag die vollständige Rückeroberung Mossuls bekannt. "Ich verkünde heute der ganzen Welt, dass der legendenumwobene terroristische Staat gescheitert und zusammengebrochen ist", sagte Regierungschef Haider al-Abadi. Allerdings kontrolliert der IS noch weitere Gebiete im Irak. (APA, AFP, Reuters, dpa, 11.7.2017)