Torfrau Manuela Zinsberger schießt noch ein Gruppenbild mit Präsident. Vor dem Abflug in die Niederlande wurde das ÖFB-Frauenfußballteam in der Hofburg feierlich verabschiedet. Österreich trifft bei seinem EM-Debüt auf die Schweiz, Frankreich und Island.

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Nina Burger wird von Hans Peter Doskozil und Kanzler Christian Kern verabschiedet.

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Dieses Team soll es in den Niederlanden richten.

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Wien – Dominik Thalhammers Gefühl vor dem Abflug war nicht das Beste. Er hat Höhenangst. Grundsätzlich reise man aber mit einem positiven Gefühl in die Niederlande. Thalhammer ist Trainer des Fußballnationalteams der Frauen. Und das darf erstmals an einer Europameisterschaft teilnehmen. "Das war schon immer mein Traum", sagt Rekordnationalspielerin Nina Burger. "Da steckt viel harte Arbeit dahinter." Die Vorfreude? "Riesengroß."

Am Sonntag wird die EURO in Utrecht mit dem Spiel der Gastgeberinnen gegen Norwegen eröffnet. Österreich trifft am Dienstag in Deventer auf die Schweiz. Die weiteren Gruppengegner: Frankreich, Island. Österreich ist Außenseiter. "Jeder Punktgewinn", sagt ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, "wäre eine Sensation." Und er würde entlohnt werden. "Es gibt Prämien in bescheidenem Ausmaß", sagt ÖFB-Präsident Leo Windtner. "Bescheiden" ersetzt er später durch "adäquat". Grund für die Bescheidenheit? "Das hängt mit den Erlösmöglichkeiten zusammen."

Große Schritte

Frauenfußball steht halt noch immer im Schatten von Männerfußball. Aber, sagt Windtner, "wir haben Schritte gemacht wie kaum andere". Jüngster Beweis dafür: das 4:2 im Testspiel gegen Dänemark am Donnerstag in Wiener Neustadt. Thalhammer: "Der Sieg war sehr wichtig." Aber man werde ihn nicht überbewerten – genau so wenig wie die beiden 0:3-Niederlagen in den Niederlanden und in England. Thalhammer hat bewusst starke Gegner für die Vorbereitung ausgewählt. Er wollte noch einiges testen.

Zuletzt passierte dies ohne Kapitänin Viktoria Schnaderbeck. Die Verteidigerin vom FC Bayern laboriert an einem Ödem im linken Knie. Thalhammer: "Es wird sehr, sehr eng für das erste Spiel."

Kern, der "Fußballnarr"

Am Dienstag verpasste Schnaderbeck die feierliche Verabschiedung des Teams in der Hofburg. Und ein präsidiales Geständnis: "Ich will nicht sagen, dass ich alles über Frauenfußball weiß, aber ich weiß auch nicht alles über Männerfußball", sagte Alexander Van der Bellen.

Kanzler Christian Kern, "ein Fußballnarr", ist bereit, dem Präsidenten Nachhilfe zu geben, und zitiert den 1981 verstorbenen, legendären Liverpool-Trainer Bill Shankly: "Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist."

Kern erinnert an die Verabschiedung der Männer vor der EURO im vergangenen Jahr. "Ich war mir sicher, dass sie Europameister werden." Es kam bekanntlich anders, im letzten Gruppenspiel war das ÖFB-Team an Island gescheitert. Wie es der Zufall will, treffen auch die Frauen im letzten Gruppenspiel auf Island. Kern: "Es wäre schon eine Genugtuung, wenn Sie Island schlagen."

Unterkunft in Wageningen

Die Spielerinnen sind derweil gelandet, haben ihre Hotelzimmer in Wageningen bezogen. Die 38.000-Einwohner-Stadt liegt 60 Kilometer vom ersten Spielort Deventer entfernt. "Wir waren noch nie so lange zusammen", sagt Verteidigerin Carina Wenninger. "Aber ich glaube nicht, dass es einen Lagerkoller geben wird." Man verstehe sich gut. "Wir sind ein außergewöhnliches Team."

Eines, das üblicherweise auf dem Boden bleibt. Gegen sportliche Höhenflüge in den Niederlanden hätte freilich niemand etwas einzuwenden. Nicht einmal der höhenängstliche Teamchef. (Birgit Riezinger, 12.7.2017)