Präsident Trump lobte am Dienstag seinen Sohn: Donald Trump Jr. sei eine "High Quality Person" ließ er Sprecherin Sarah Sanders verlautbaren.

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Washington – Nach der Veröffentlichung brisanter E-Mails zu Russland-Kontakten wächst der Druck auf den ältesten Sohn von US-Präsident Donald Trump. Die Dokumente belegen, dass sich Donald Trump Junior während des US-Wahlkampfs auf ein Angebot einließ, belastendes Material über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton aus russischer Quelle zu erhalten.

In einem Interview mit dem Sender Fox News verteidigte der Präsidentensohn sein Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja. "Für mich war das eine Recherche über die Opposition", sagte Trump Jr. am Dienstag. Er räumte zugleich allerdings ein: "Im Rückblick hätte ich die Dinge wahrscheinlich etwas anders gemacht."

Trump Jr. hatte zuvor einen Mailwechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone vom Juni 2016 veröffentlicht. Darin zeigt er sich erfreut über die Aussicht, das Material aus Russland erhalten zu können.

"I love it"

Die Informationen entstammten den Bemühungen "Russlands und seiner Regierung zur Unterstützung" der Präsidentschaftskampagne des US-Immobilienmoguls, schrieb Goldstone. Der Trump-Sohn reagierte innerhalb weniger Minuten: "Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich das."

Goldstone vertritt als Agent den russischen Popsänger Emin Algarow, dessen Vater geschäftlich mit Donald Trump zusammengearbeitet hat. Der Brite wollte den Mails zufolge ursprünglich ein Treffen mit Emin Algarow arrangieren, letztlich lief es aber auf ein Treffen mit Weselnizkaja hinaus, die der Brite als "Anwältin der russischen Regierung" bezeichnete.

Der Kreml hat am Montag bestritten, Weselnizkaja zu kennen. Die Anwältin bestritt ebenfalls, jemals für die russische Regierung gearbeitet zu haben.

Durch Zeitung unter Druck geraten

Der brisante Mailwechsel stammt aus den Tagen vor einem Treffen zwischen Donald Trump Jr. und der Anwältin Natalia Weselnizkaja im Juni 2016, das bereits in den vergangenen Tagen bekannt geworden war. Der 39-jährige Trump-Sohn erklärte, mit der Veröffentlichung der Mails wolle er "total transparent" sein. Allerdings war der Mailwechsel bereits in die Hände der "New York Times" gelangt und wurde von der Zeitung nahezu zeitgleich verbreitet.

Trump will nichts gewusst haben

Das eigentliche Treffen verlief in den Augen Trump Jr. enttäuschend, wie er gegenüber Fox News sagte. Die Begegnung seien "nur 20 vergeudete Minuten" gewesen. Seinem Vater habe er nichts von dem Treffen erzählt. "Es war nichts, es gab nichts zu berichten", sagte er.

US-Präsident Trump stärkte seinem Sohn am Dienstag den Rücken. "Mein Sohn ist eine Person von großer Qualität, und ich begrüße seine Transparenz", hieß es in einer Erklärung Trumps. Vizepräsident Mike Pence war hingegen um Distanz bemüht. Er habe von dem Treffen nichts gewusst, ließ er mitteilen. Pence beschäftige sich nicht mit Vorfällen aus dem Wahlkampf, insbesondere nicht aus der Zeit, bevor er selbst als Trumps Stellvertreter kandidierte, hieß es in einer Erklärung seines Büros.

Präsident Trump erfuhr nach Angaben einer Sprecherin erst später von dem Treffen. Kurz danach, am 7. Juni, kündigte Trump in einer Wahlkampfrede Enthüllungen über Clinton an.

Die Rede Trumps vom 7. Juni 2016. Ab Minute 7:20 kündigt er Enthüllungen an.
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An dem Treffen mit Weselnizkaja nahmen auch der Trump-Schwiegersohn und heutige Präsidentenberater Jared Kushner sowie der damalige Trump-Wahlkampfmanager Paul Manafort teil. Donald Trump Jr. hatte noch im März jegliche Treffen mit russischen Staatsbürgern im Zusammenhang mit dem Wahlkampf bestritten. Über sein Treffen mit Weselnizkaja informierte er in den vergangenen Tagen erst, als er mit entsprechenden Recherchen der "New York Times" konfrontiert wurde.

"Recherche über Opposition"

Das Treffen versuchte der Trump-Sohn als normalen Vorgang hinzustellen: Offenbar sei er "die erste Person", die an einem Treffen teilnimmt, um "Informationen über einen Gegner" zu bekommen, twitterte er in sarkastischem Ton. Er führte auch ins Feld, dass Weselnizkaja entgegen der Ankündigung "kein bedeutsames" Material über Clinton gehabt habe, es seien "20 vergeudete Minuten" gewesen. Im Gespräch mit dem Sender Fox News sagte Trump Jr., es sei "eine Recherche über die Opposition" gewesen und er habe seinem Vater nichts von dem Treffen erzählt. Er räumte allerdings ein: "Im Rückblick hätte ich die Dinge wahrscheinlich etwas anders gemacht."

Sein Anwalt sagte der "New York Times", sein Mandant habe nichts Falsches getan, werde aber mit den Ermittlern zusammenarbeiten, falls sie ihn kontaktieren sollten.

Ausschuss fordert Unterlagen

Der Geheimdienstausschuss des Senats will Parlamentskreisen zufolge Trump Jr. als Zeugen befragen und von ihm die Herausgabe von Dokumenten fordern. Auch der Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses strebt Befragungen an. Dabei gehe es nicht nur um Trumps Sohn, sondern auch um alle anderen Personen, die mit dem Treffen zu tun hatten, sagte der Abgeordnete Adam Schiff, der führende Demokrat in dem Gremium.

Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass die Hackerangriffe auf die Trump-Rivalin Clinton auf die russische Regierung zurückgehen und direkt von Präsident Wladmir Putin angeordnet wurden.

Finanzmärkte reagieren

Auch auf dem Finanzmarkt war der Schritt spürbar. Nach der Veröffentlichung der E-Mails gaben die US-Börsen zeitweise nach. Der Chefmarktstratege Robert Pavlik von der Vermögensverwaltung Boston Private Wealth führte die Reaktion auf die Furcht vor einer anhaltenden politischen Unsicherheit in den USA und eine Verzögerung der von Präsident Trump angekündigten Steuersenkungen und Konjunkturprogramme zurück. (red, APA, dpa, 12.7.2017)