Smartphone-Kameras sind in den vergangenen Jahren immer besser geworden. Doch spätestens, wenn das Sonnenlicht schwindet, kann selbst der intelligenteste Algorithmus die Nachteile der kleinen Optik in den Geräten nicht mehr wettmachen. Spätestens dann zeigt sich der große Vorteil von Bridgekameras, spiegellosen Systemen und Spiegelreflexkameras, die noch dazu echtes Bokeh erzeugen und mit echtem optischem Zoom arbeiten können.

Viele aktuelle Geräte bringen bereits WLAN-Unterstützung und auch Bluetooth-Anbindung mit, über welche sich Bilder drahtlos auf andere Geräte schicken lassen. Einige ältere Modelle sind aber noch gänzlich unvernetzt. Abhilfe verheißen Accessoires wie Toshibas Flashair. Die SD-Karten bringen ein integriertes WLAN-Modul mit und sollen die "dumme", alte Kamera "smart" machen. Der Webstandard hat eine solche WLAN-Speicherkarte getestet.

Foto: derStandard.at/Pichler

WLAN für den Oldie aus 2011

Erprobt wurde das 8-GB-Modell der W03-Serie, die im Jahr 2015 veröffentlicht wurde. Dieses ist ab etwa 20 Euro bei verschiedenen Händlern zu haben. Um etwa 30 bzw. 40 Euro gibt es die 16- und 32-GB-Variante. Vor kurzem wurde zudem die W04-Generation veröffentlicht, die etwas teurer ist, dafür aber den Geschwindigkeitsstandard UHS-I U3 une Eyefi unterstützt sowie höhere WLAN-Transferraten verspricht. Die W03-Karte ist ein Class-10-SD-Speichermodul.

Aufgerüstet wurde eine Kodak Easyshare Z990 aus 2011, die letzte Bridgekamera, die der US-Hersteller vor seiner Insolvenz noch selber hergestellt hatte. Bilder lassen sich hier nur mittels Datenkabel oder Entnahme der Speicherkarte übertragen. Die App wurde unter Android 7.1.1 auf einem OnePlus 3T-Smartphone getestet.

Einfache Einrichtung

Die Flashair-Karte ist äußerlich abseits ihrer auffälligen Beschriftung nicht von einer herkömmlichen SD-Card unterscheidbar. Subjektiv erscheint sie minimal dicker, ließ sich aber problemlos sowohl in den Slot der Kamera, als auch jenen des Kartenlesers am PC einstecken. Auch erkannt wurde sie von beiden ohne Schwierigkeiten.

Sobald Flashair vom jeweiligen Lesegerät mit Strom versorgt wird, spannt sie ein WLAN. Die App erkennt dieses automatisch und ermöglicht beim erstmaligen Aufruf auch gleich eine Einrichtung. Das Netzwerk nach 802.11n-Standard ist passwortgeschützt, um fremden Zugriff auf das Bildmaterial zu verhindern. Beim Teilen von Inhalten wird entweder die mobile Breitbandverbindung vom Handy oder Tablet verwendet oder im Pass-through-Modus ein schon vorab konfiguriertes WLAN.

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App: altmodisch, aber funktional

In einem altmodisch anmutenden, aber relativ funktional gehaltenen Interface, werden Vorschaubilder des Kamerainhalts angezeigt. Heruntergeladen werden Inhalte erst, wenn man sie in der Vollansicht öffnet oder gleich einen Download für mehrere Fotos und Videos auf einmal anstößt.

Die Betrachtungsfunktion der App ist rudimentär. Inhalte können gezoomt und geteilt werden. Auch Löschen lassen sich Bilder mit dem Programm leider nicht. Lediglich eine komplette Rücksetzung der Karte ist über die Eingabe eines zusätzlichen Mastercodes möglich.

Langsamer Transfer

Die Übertragung ist nicht übermäßig schnell und nimmt für Bilder mit einer Auflösung von 12 Megapixel bzw. einer durchschnittlichen Dateigröße von vier bis sechs MB etwa sieben bis zehn Sekunden in Anspruch. Eher nur im Notfall geeignet ist die Lösung für die Übertragung von Videos. Diese dauerte bei einer 30-sekündigen Full-HD-Aufnahme (30 FPS) in etwa 50 Sekunden. Klarerweise sind die Kapazitäten der Karte in dieser Hinsicht limitiert, denn die Stromzufuhr ist begrenzt und der Raum für die Ausgestaltung der Antennen klein.

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Für das Verschicken von ein paar gelungenen Fotos auf die Schnelle, etwa zum Teilen auf Facebook, Instagram oder einem Messenger, reicht das gut aus. Wer da Bilderarchivs eines längeren Urlaubs oder größere Brocken in Form von Videos überspielen will, sollte aber besser zum Kabel oder Cardreader greifen.

Generell beachten muss man auch, dass auf vielen Kameras eine automatische Abschaltung nach einem gewissen Zeitraum an Inaktivität vorgesehen ist, die natürlich auch eine Verbindung zur Karte killt. In diesem Falle sollte man gelegentlich ein Knöpfchen drücken, um das Gerät "wach" zu halten oder den Ausschalt-Timer in den Einstellungen (allerdings zu Lasten des Akkus) verlängern. Bei unveränderter Konfiguration scheint die WLAN-Speicherkarte dem subjektiven Eindruck nach keine signifikante Auswirkung auf die Batterielaufzeit zu haben.

Windows-Software

Toshiba bietet auch eine Konfigurationssoftware für macOS und Windows an. Getestet wurde die Windows-Variante. Das Programm funktioniert an sich gut, hat allerdings etwas verwirrend beschriftete Menüs. Neben dem Einstellen der Verbindungsmodalitäten kann auch ein Netzwerkordner eingerichtet werden, auf den man mit dem Windows-Explorer oder anderen Dateimanagern zugreifen können soll, wenn die Karte in der eingeschalteten Kamera steckt.

Die Verknüpfung wollte im Test jedoch nicht funktionieren ("Netzwerkpfad nicht gefunden"). Ob die Toshiba-Software eine falsche Konfiguration erstellt hat oder eine lokale Schwierigkeit aufgrund zweier Netzwerkverbindungen handelt, ließ sich nicht zweifelsfrei feststellen.

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Fazit

Wer noch keine WLAN-taugliche Kamera hat und seinen Fotoapparat "versmarten" möchte, findet in der Toshiba Flashair eine prinzipiell gute Lösung. Die Einrichtung ist einfach, die Handhabe der App ebenfalls. Technisch bedingt ist jedoch die Übertragungsgeschwindigkeit nicht besonders hoch, was die Karte vor allem zum Teilen weniger ausgewählter Aufnahmen via Smartphone attraktiv macht, denn zum Überspielen sämtlicher Aufnahmen des letzten Urlaubs.

Auf Dauer handelt es sich wohl um ein vom Aussterben bedrohtes Nischenprodukt, zumal selbst günstigere Kameras mittlerweile eine Anbindung ans Handy ermöglichen. Zumindest bis zum nächsten Neukauf des Fotoapparats kann man den eigenen "Oldie" mit der Flashair aber noch mit rudimentären "smarten" Funktionen erweitern. (Georg Pichler, 13.8.2017)