Statt das Ohr nah am Gast zu haben, verbringen mehr und mehr Hoteliers Zeit mit Papierkram, nicht weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen. Interessenvertreter fordern eine Entbürokratisierung.

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Wien – Gastgeber zu sein und auf Wünsche, Fragen und Sorgen der Urlaubsgäste einzugehen gehört im Selbstverständnis der Hoteliers zu deren ursächlichsten Aufgaben. Allein, es fehlt vielen Hoteliers zunehmend die Zeit, sich mit ihren Gästen mehr als nur oberflächlich zu beschäftigen.

Zu groß sei der bürokratische Aufwand geworden, sagen Interessenvertreter der Hotellerie. Aufzeichnungspflichten gut und schön, aber nicht in so extensivem Umfang wie jetzt. Auch an Hygiene- und Sicherheitsvorschriften werde immer wieder herumgefeilt. Einfacher werde es meist nicht, dafür in der Regel komplizierter.

Ständig neue Prügel

Statt eine Branche zu unterstützen, die laut Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank für 56,5 Milliarden Euro an direkter und indirekter Wertschöpfung steht und damit gut 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, würden den Betrieben ständig neue Prügel in den Weg gelegt. Ein massiver Prügel sei die im vorigen Sommer wirksam gewordene Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von zehn auf 13 Prozent. "Das muss von der neuen Regierung dringend repariert werden", sagte der Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich, Siegfried Egger.

Egger, selbst Betreiber eines 80 Betten großen Vier-Sterne-Hotels in der Tiroler Gemeinde Kirchberg, verwies in einer Pressekonferenz am Donnerstag einmal mehr auf Länder wie Deutschland (Mehrwertsteuer auf Logis: sieben Prozent), Italien (zehn Prozent) oder die Schweiz (3,8 Prozent) die allesamt günstigere Mehrwertsteuersätze haben. In 20 von 28 EU-Staaten sei der Mehrwertsteuersatz für die Hotellerie niedriger als in Österreich. Das schade der Konkurrenzfähigkeit.

Schieflage durch Privatraumvermietung

Eine Schieflage, die behoben werden müsse, sei auch bei der Privatraumvermietung gegenüber der gewerblichen Beherbergung gegeben. "Niemand kümmert, welche Sicherheitsstandards Wohnungen haben, die über Plattformen wie Airbnb vermietet werden; bei gewerblichen Betrieben wird hingegen auf Punkt und Beistrich kontrolliert", sagte Egger. "Wir fordern gleiche Rahmenbedingungen für gleiche Tätigkeiten."

Für Betriebe mit bis zu 30 Betten sollten nach Auffassung von Egger "die gleichen Voraussetzungen gelten wie für Privatzim- mer- und Privatraumvermieter". In Österreich würden davon rund 20.000 Hotelbetriebe profitieren. Eine großzügigere Auslegung des Arbeitszeitrahmens sollte Hoteliers mehr Flexibilität bei der Abdeckung von Arbeitszeitspitzen bringen, sagte Egger.

Für die laufende Sommersaison ist der Fachverbandsobmann durchaus optimistisch. Potenzial, das noch bei weitem nicht ausgeschöpft sei, sieht Egger in den Nahmärkten Deutschland, Benelux, Italien und Skandinavien. Dort sollte die Österreich-Werbung noch aktiver werden. (Günther Strobl, 14.7.2017)