Wien- Der heimische Transaktionsmarkt ist auch heuer bis Juni auf Rekordkurs geblieben. Die Zahl der M&A-Deals mit Austro-Beteiligung stieg noch weiter leicht an, auch die Transaktionswerte wuchsen in Summe. Besonders im Visier für Übernahmen blieb der Immo-Sektor. Den größten Mega-Deal landete die OMV mit ihrem 1,75 Mrd. Euro teuren Einstieg im westsibirischen Gasfeld Yuzhno Russkoye (Juschno Russkoje).

Der Wert aller bekannten M&A-Transaktionen mit österreichischer Beteiligung wuchs im ersten Halbjahr von 2,8 Mrd. auf 2,9 Mrd. Euro, wovon 60 Prozent auf den OMV-Deal entfielen. Das Durchschnittsvolumen der einzelnen Merger blieb mit rund 15 Mio. Euro nahezu gleich, geht aus einer neuen Analyse des Beratungsunternehmens EY hervor.

Wieder auf Vorkrisenniveau

Nach vielen Jahren mit wenig Aktivität hätten die Mergers & Acquisitions mit heimischer Beteiligung wieder das Vorkrisenniveau erreicht, der österreichische Transaktionsmarkt sei weiterhin gut auf Fahrt, erklärt die EY-Österreich-Partnerin Eva-Maria Berchtold, die den Bereich Transaction Advisory Services leitet.

2017 könnte die bisherige Rekordmarke aus dem Vorjahr – nach der Zahl der Deals und dem Transaktionswert – sogar überflügelt werden, da sich die Wirtschaft in Europa merklich erhole, schätzt die Expertin. Aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen sei enorm viel Liquidität im Markt, sagt Robert Hufnagel, Geschäftsführer M&A Advisory bei EY Österreich. Investoren würden sich auf renditeträchtige Anlagen konzentrieren und auch "Innovationsboosts" suchen.

Von den 183 Transaktionen mit Austro-Beteiligung im ersten Halbjahr fielen knapp 38 Prozent in die Kategorie "Inbound": Beim Erwerb von heimischen Firmen oder Firmenanteilen durch ausländische Investoren sank aber das veröffentliche Volumen von 1,4 Mrd. auf 300 Mio. Euro, weil Mega-Deals fehlten. Die bis dato größte Inbound-Transaktion des heurigen Jahres war der Teilverkauf des an der Frankfurter Börse notierten oö. Technologiekonzerns S&T an die taiwanesische Foxconn-Tochter Ennoconn Investment um rund 150 Mio. Euro. Fast ein Drittel aller Inbound-Geschäfte ging aufs Konto deutscher Investoren.

Mehr Outbound-Transaktionen

Fast so hoch wie die Inbound-Deals (36 Prozent) war heuer der Anteil der Transaktionen, bei denen heimische Investoren bei ausländischen Unternehmen einstiegen ("Outbound"); 27 Prozent waren "Domestic-Geschäfte", deren Anzahl mit 49 gleichblieb. Österreichische Firmen tätigten im Halbjahr 65 Transaktionen im Ausland, der Wert stieg durch den OMV-Deal von 800 Mio. auf 2,5 Mrd. Euro. Am häufigsten schlugen Austro-Betriebe bei Industriefirmen (17), Immo-Unternehmen (11) und im Technologiebereich (8) zu. Beliebteste Investitionsziele waren deutsche Unternehmen, 33 Prozent aller Transaktionen tätigten die heimischen Unternehmen dort. In Summe entfielen 74 Prozent aller Zukäufe österreichischer Firmen auf Europa.

Der Immobiliensektor verzeichnet voriges Jahr die allerstärkste M&A-Aktivität, heuer gab es bis Juni 50 Immo-Transaktionen mit Austro-Beteiligung, mehr als ein Viertel (27 Prozent) sämtlicher Übernahmen oder Beteiligungen. Grund dafür ist, dass sich Investoren dort im anhaltend niedrigen Zinsumfeld gute Renditen und sichere Anlagen erwarten. Die positive Entwicklung des Immo-Investmentmarktes werde sich auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen, so EY. Die zweitmeisten Fälle (37) nach dem Immo-Sektor gab es im ersten Halbjahr im Technologiebereich, gefolgt von Industriebetrieben (32). (APA, 14.7.2017)