So sieht der Hallux valgus in einer Röntgenaufnahme aus. Das Tragen von Schuhen kann schmerzhaft sein.

Carsten Stark: "Das Buch für den Hallux. Ganzheitliche Hilfe ohne OP."
Südwest-Verlag 2017, 159 Seiten, 17,50 Euro

Foto: Südwest

Füße fristen ein trauriges Dasein: Sie stecken den ganzen Tag in viel zu engen Schuhen und werden zu wenig beachtet. Das kann unschöne Folgen haben, etwa in Form eines Hallux valgus. Dabei handelt es sich um eine Verformung des Großzehenballens. Durch diese Verschiebung treten Schmerzen auf – es entstehen Entzündungen und Reizungen der Haut. Therapieansätze gibt es viele: Sie reichen von Massagen, Fußgymnastik, Physiotherapie, und Zehenspreizern bis hin zu einer Operation.

Der deutsche Fußspezialist Carsten Stark will Betroffenen Alternativen zur OP bieten: In seinem vor kurzem erschienenen – und nicht wirklich bescheiden getiteltem Ratgeber – "Das Buch für den Hallux. Ganzheitliche Hilfe ohne OP" zeigt er vor, wie an der Fußgesundheit gearbeitet werden kann. Er spricht sich gegen "schnelle Antworten" aus und plädiert dafür, sich jeden einzelnen Betroffenen individuell anzuschauen, um sich auf die Suche nach der tatsächlichen Ursache für den Hallux valgus zu machen: Oftmals sind es enge Schuhe, Fußfehlstellungen, aber auch genetische Veranlagungen können die Ursache sein.

Keine Sandalen, kein Freibad

Der Leidensdruck bei Betroffenen sei enorm, sagt Stark – selbst wenn noch keine Schmerzen auftreten: Er erzählt von Patienten, die keine Sandalen mehr tragen und sich nicht mehr ins Freibad trauen aus Scham, dass jemand ihre Füße sehen könnte.

Die Fehlstellung der Großzehe weist auf einen Missstand hin, argumentiert Stark – und er macht Lesern Mut, indem er meint, dass man diesen Misstand durchaus beeinflussen kann.

Die schlechte Nachricht: Eine schnelle Lösung gibt es nicht. Aktiv werden muss am Ende jeder selbst – und zwar konsequent: Die Übungen, die Stark empfiehlt, reichen von einer Massage des Grundgelenks bis hin zu sensomotorischen Stimulationen, Kniebeugen oder Übungen, bei denen man mit den Zehen eine Wäscheklammer an einem Karton befestigen muss. Es wird auf Seilen balanciert, mit einem Tennisball gespielt – und auch einen Bleistift zwischen die Zehen zu klemmen lautet eine Aufgabe.

Mehr Aufmerksamkeit

So wie man jeden Tag in den Spiegel schaut, so soll man auch jeden Tag seine Füße betrachten, heißt es in dem Buch. Stark rät dazu, seinen Füßen so viel Aufmerksamkeit wie dem Gesicht zu schenken, um Auffälligkeiten und Veränderungen möglichst frühzeitig zu entdecken. Überhaupt gelte es, sich mit der Großzehe anzufreunden so wie mit einem interessanten Menschen, "dem Sie begegnen und näherkommen wollen", schreibt Stark und ist dabei ungewollt komisch.

Das Buch gleitet abschnittweise dann aber ins Esoterische ab, besonders wenn Stark die Schulmedizin kritisiert. Dabei räumt er am Ende aber selbst ein, dass die Übungen nicht bei jedem Patienten eine OP ersetzen können, etwa wenn die Symptome sich zusehends verschlimmern und die Schmerzen unerträglich werden.

Die vorgezeigten Übungen sind aber sicher für alle sinnvoll, die ihren Füßen mehr Beachtung schenken wollen – genau wie Starks Appell, beim Schuhkauf künftig nicht nach dem schönsten, sondern nach dem gesündesten Modell zu greifen. (zof, 1.8.2017)