Doktor (Adi Hirschal) und Gattin (Sabine Muhar).

Foto: Maddalena Hirschal

Es gehört schon Mut dazu, sich bearbeitend an jene Meisteropern heranzuwagen, die Mozart mit Lorenzo da Ponte der Historie als musikdramatisch der Vollkommenheit nahen Hattrick (Don Giovanni, Così und Figaro) überantwortet hat. Allein, so wie es im Vorjahr im Wiener Lustspielhaus gelang, Schwerenöter Giovanni leichtfüßig in die Gegenwart zu verpflanzen, so ist nun auch Figaro – deftig und schließlich elegant – auf den Dachboden einer Klinik der Gesichtsmodellierung transferiert worden.

Mozarts Musik spielt in Maximilian Grubers pointenfreigiebiger Adaption Figaro oder ein toller Schnitt nur am Rande als chansonhafte Sangesvorlage eine Rolle. Wobei: Auch I got live aus Hair bekommt einen Auftritt wie auch Wilhelm Müllers poetische Worte, sofern sie Schuberts Winterreise betrafen.

Qualitätsvolle Komik

Die Liebe liebt hier dann aber auch das Treppensteigen: Auf einem Dachboden seiner Klinik hat sich Doktor Graf (Adi Hirschal, auch Regie) ein sturmfreies Refugium eingerichtet. Da ebendort Figaros (Gottfried Neuner) Haarsalon entstehen soll, der Hausherr aber von Figaros Zukünftiger, Susanna (Jennifer Newrkla), weiterhin nicht lassen mag, muss ihm eine finale Lektion erteilt werden. Gefesselt am Stuhl und bei verbundenen Lustaugen muss der Doktor seinen als Dame verkleideten Angestellten Angelo (Boris Popovic) begehren und dann auch noch seine unerkannte Gattin Rosalie (Sabine Muhar).

Bis es soweit ist, mit der finalen Versöhnung, fliegen Gartenzwerge durch Fenster in die Tiefe, schwingt der Hausherr die Axt der Eifersucht und wird ordentlich Zorn abgeladen (Gisela Salcher als Marcella und Peter Lodynski als Anton).

Mit Fortdauer der Lektion wird es dialogische intensiver und darstellerisch immer entspannter. Es rundet sich alles schließlich zu qualitätsvoll sommerlicher Komik. (toš, 14.7.2017)