Ein Gratiskindergartenjahr gibt es bereits jetzt.

Foto: Stefan Knittel

Wien – Die SPÖ hat am Montag Kritik des Gemeindebunds an der geplanten Einführung eines verpflichtenden zweiten Kindergartenjahres zurückgewiesen. Frauenchefin Gabriele Heinisch-Hosek zweifelte die vom Gemeindebund befürchteten Kosten dafür an und hob gegenüber der APA die Bedeutung dieser Maßnahme hervor.

Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP) hatte am Wochenende erklärt, dass der Bund den Gemeinden rund 100 Millionen Euro pro Jahr für die Umsetzung zahlen müsste. Generell stellte er die Sinnhaftigkeit der Maßnahme infrage.

"Ich bezweifle stark, dass das 100 Millionen Euro kostet", meinte dazu Heinisch-Hosek, denn schon mit 70 Millionen sei beim Gratisjahr für die Fünfjährigen das Auslangen gefunden worden. Von den Vierjährigen würden ohnehin nur wenige derzeit keinen Kindergarten besuchen. Für Kinder sei das Gratiskindergartenjahr jedenfalls eine wichtige und gute Voraussetzung für den Übertritt in die Schule.

Karmasin kritisiert Wien

Das für die Kindergärten auf Bundesebene zuständige Familienministerium wollte die Gemeindebund-Kritik am Montag nicht kommentieren. Vergangene Woche hatte das Ressort diesbezüglich auf die laufenden Verhandlungen mit den Bundesländern verwiesen.

Kritik richtete Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) hingegen nach Wien, das bei der Übermittlung von Daten für die jährliche Kindertageheimstatistik wieder säumig war. "Wien hat es als einziges Bundesland auch heuer wiederholt nicht geschafft, die Daten zur aktuellen Kindertagesheimstatistik zeitgerecht zu übermitteln", sagte die Ministerin. Bei der Statistik Austria bestätigte man, dass die Unterlagen erst vergangene Woche eingetroffen seien und die Veröffentlichung nun zum dritten Mal in Folge von Ende Juni auf Anfang September verschoben werden musste. Karmasin vermutet, dass durch die "unvollständigen Daten mögliche Defizite in den islamischen Kindergärten verdeckt werden sollen".

Wien weist Kritik zurück

Im Wiener Rathaus wurde auf APA-Anfrage betont, dass die Daten bereits übermittelt worden seien. Das dauere in Wien länger, weil das Datenvolumen groß sei und man viele einzelne Träger berücksichtige müsse, sagte eine Sprecherin von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). "Es ist uns nicht klar, was wir damit verzögern", so die Sprecherin. "Uns ist es jedenfalls ein Anliegen, dass das verpflichtende zweite Gratiskindergartenjahr umgesetzt wird." (APA, 17.7.2017)