Carl Cable erklärt höflich, es sei an der Zeit, ins HD-Paradies einzutreten.

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Jetzt ist es passiert. Der Kabelnetzbetreiber hat das Analogfernsehen abgedreht. Was in den westlichen Bundesländern großteils schon im Vorjahr über die Bühne ging, kommt jetzt mit ungeminderter Härte auf die letzten in Wien verbarrikadierten Seherinnen und Seher zu. Auch ich habe es bis gestern geschafft, einen alten Röhrenfernseher unbehelligt zu nützen. Man glaubt es kaum.

Die ganze Wahrheit ist aber, dass einzelne Sender seit Jahren schon nacheinander verschwunden sind und viereckige Löcher mit weißem Rauschen hinterlassen haben. Nicht schön. Und auch keineswegs im Sinne des Erfinders. Aber das dergestalt ausgesiebte Programm hatte den Vorteil, dass ich abends immer schneller fertig war. Ich hatte in letzter Zeit überhaupt das Gefühl, dass mein Fernsehgerät ausschließlich nur mehr "Two and a Half Men" empfangen konnte. Obwohl – diese Empfindung hatte ich zuvor bereits.

Jetzt wendet sich aber Carl Cable an mich, die sprechende Steckdose mit der Computerstimme. Carl wurde für rückständige und renitente Menschen wie mich erfunden. Er meint höflich, es sei an der Zeit, ins HD-Paradies einzutreten. Zudem würde dort ein Eldorado unzähliger neuer Sender auf mich warten, wenn ich mich der "digitalen Zukunft" anschlösse.

Mit seinen zwei schielenden Augen (die Internetbuchsen) meint er, das digitale Upgrade ginge ganz leicht, und dann wirft er beschwingt seinen viereckigen Hintern auf die Couch. Cooler Typ.

Man muss mit der Zeit gehen. Hat schon Oma gesagt. Am besten, ich entsorge meinen tapferen alten Kasten gleich. Na ja, ein wenig behalt ich ihn noch. Zum Narrenkastlschauen. (Margarete Affenzeller, 19.7.2017)