Die Vorstellung von Sarah Zadrazil gegen die Schweiz hat Coach Dominic Thalhammer sehr erfreut. Jetzt sorgt er sich um die Salzburgerin. Die 24-Jährige, die das Siegestor vorbereitet hatte, erlitt gegen Ende der Partie einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes. Ihr Einsatz gegen Frankreich ist höchst fraglich.

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Die Musik war auf Anschlag aufgedreht. Es wurde gesungen und gefeiert. Auf der Fahrt von Deventer ins Teamquartier nach Wageningen ging es am Dienstagabend lustig zu. "Nina Burger, Superstar" wurde skandiert. Österreichs Frauenfußballteam hatte zuvor die Schweiz überraschend mit 1:0 besiegt. Burger erzielte das Goldtor. Es war der 47. Treffer in ihrem 88. Länderspiel. Rekordtorschützin ist sie längst. "Das war das wichtigste Tor in meiner Karriere, da muss ich nicht lange überlegen." Sarah Puntigam wurde zur Spielerin des Spiels gewählt. "Damit habe ich nicht gerechnet. Jede hätte es verdient gehabt."

Am Tag nach dem großen Sieg ging es das Team ruhig an. Ein bisschen wollte man den Erfolg genießen. Nur die besten Szenen aus dem Schweiz-Spiel wurden angeschaut – quasi ein Motivationsvideo. Burger wollte noch "ihr Handy abarbeiten". Es kamen viele Glückwunschnachrichten. Mit dem Einschlafen hatte sie Dienstagnacht, wie einige andere auch, so ihre Probleme gehabt.

Thalhammer: "Viel investiert"

"Wir sind stolz, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist", sagte Teamchef Dominik Thalhammer. "Wir haben unglaublich viel investiert in den letzten Wochen, Monaten und Jahren." Die Österreicherinnen überforderten die Schweizerinnen mit ihrem flexiblen Spielsystem und dem Angriffspressing. Thalhammer: "Wir waren von Anfang an voll da. Die Schweizerinnen haben keine Mittel gefunden." Der riskante Spielaufbau der Eidgenossinnen sei seinem Team entgegengekommen.

"Ich hätte nicht erwartet, dass wir so unsicher sind. Wir haben auf allen Positionen nicht das gezeigt, was es gebraucht hätte", sagte Martina Voss-Tecklenburg, deutsche Trainerin des Schweizer Teams. "Die Österreicherinnen waren präsenter als wir." Das Viertelfinale hatte sich ihr Team fix vorgenommen. Es ist ein Stück in die Ferne gerückt. Und für Österreich ein Stück näher.

Thalhammer will daran vorerst keinen Gedanken verschwenden. Er schaut von Spiel zu Spiel. Die nächste Aufgabe ist eine fast unlösbare. Also hat Österreich gegen Frankreich noch weniger zu verlieren als gegen die Schweiz. Der Weltranglistedritte plagte sich am Dienstagabend zu einem 1:0 gegen Island. Der Siegtreffer fiel erst in der 86. Minute: Eugenie Le Sommer traf aus einem Elfmeter.

Zadrazil ist fraglich

Viktoria Schnaderbeck wird am Samstag wohl wieder in der Startaufstellung stehen. Die Kapitänin ist nach ihrer Knieverletzung fit, wurde gegen die Schweiz in Minute 77 eingewechselt. Fraglich ist Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil. Sie erlitt am Dienstag einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes. Am Mittwoch ging sie auf Krücken. Thalhammer: "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit." Lisa Makas dürfte hingegen fit werden. Die Stürmerin hatte in einem Zweikampf ein Cut am Kopf erlitten, sie spielte zunächst weiter, wurde aber noch vor der Pause ausgewechselt, weil ihr übel war.

Mit den Französinnen wollen sich die Österreicherinnen am Freitag beschäftigen. Heute sollen die Fehler aus dem Schweiz-Spiel analysiert werden. Thalhammer: "Es gibt einige Punkte zu optimieren." In den letzten 15 bis 20 Minuten geriet Österreich trotz Überzahl etwas ins Schwimmen. "Vielleicht war es die Angst vor dem Sieg."

Fürchten müssen sich in den kommenden Spielen eher die Gegner. Gewarnt sind sie jedenfalls. Der Außenseiter hat sich zum Viertelfinalanwärter gemausert. (Birgit Riezinger, 19.7.2017)