Die Natur leidet immer mehr unter den wachsenden Plastikbergen.
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Santa Barbara / Wien – 1953 schuf die Polymerisation von Ethylen unter niedrigem Druck die Voraussetzung für die industrielle Herstellung von Polyethylen. Karl Ziegler und Giulio Natta erhielten dafür den Chemienobelpreis. Weitere Kunststoffsorten folgten bald und sorgten zunächst für weltweite Begeisterung: Die neuen Werkstoffe ließen sich in praktisch jede Form pressen, waren enorm haltbar und vor allem günstig zu produzieren.

Mittlerweile weiß man, dass einer der großen Vorteile des innovativen Materials, das hauptsächlich zur Verpackung eingesetzt wird, langfristig Probleme aufwirft: Es zerfällt nur sehr langsam und belastet dadurch die Umwelt in immer stärkerem Ausmaß, wahrscheinlich für Jahrhunderte.

Grafik: Die Verschmutzung der Erde durch Plastik in Zahlen
Grafik: University of Georgia/Janet A Beckley

Wie viel Plastik die Erde heute insgesamt verseucht, haben nun US-Wissenschafter um Roland Geyer von der University of California, Santa Barbara, erstmals in globalem Maßstab analysiert: Zwischen dem Beginn der Massenproduktion in den 1950er-Jahren und 2015 hat die Menschheit demnach 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff hergestellt. In den letzten beiden Jahren ist noch einiges dazu gekommen, sodass es mittlerweile schon 9,1 Milliarden Tonnen sein dürften.

Fast 80 Prozent wurde zu Müll

Nur neun Prozent davon wurden recycelt, zwölf Prozent wurden verbrannt. Die verbleibenden 79 Prozent liegen laut der im Fachjournal "Science Advances" erschienenen Studie auf Mülldeponien herum oder sind letztlich in der Umwelt gelandet.

Video: Das Schicksal von Kunststoff.
Carla Schaffer / AAAS

Ein Bewusstsein für diese Problematik zeichnet sich nicht ab – im Gegenteil: Die Hälfte der zwischen 1950 und 2015 hergestellten Plastikmenge wurde erst in den vergangenen 13 Jahren produziert. Hält dieser Trend an, dann sieht sich die Welt 2050 einem Plastikmüllberg von zwölf Milliarden Tonnen gegenüber. Das entspricht dem Gewicht von 1,2 Millionen Eiffeltürmen. (tberg, 19.7.2017)