Marvin Wolf traut sich was: Eine Stinkfrucht und Extremchili stehen auf dem Menüplan in "Heute konkret".

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Der Zwang zur Quotenjagd schön und gut – Verzweiflungsformate der privaten Medienkonkurrenz wie das Dschungelcamp würde der ORF nie zeigen. Berühmt werden durch Madenschlucken, Käferschlürfen und Würmerlutschen, dies zu ermöglichen widerspräche eindeutig dem öffentlich-rechtlichen Auftrag.

Natürlich gibt es da und dort jedoch verborgene ORF-Schätze zu heben, die ihr aufklärerisches Potenzial mit schmerzhaften Erlebnissen des Homo sapiens würzen. In "Heute konkret" etwa lud ein sympathischer Moderator einige Tollkühne ein, drei Schmerzphasen zu durchkauen: Dem Verzehr der Stinkfrucht Durian folgte übelriechender Dosenhering; als Nachtisch wurde schließlich Extremchili serviert.

Gerade hier, in der Nähe des Grauslichen, zeigte sich jedoch abermals das hohe ORF-Niveau: Mag der eine oder andere Essgladiator ob der Köstlichkeiten den Inhalt seines Magens in die Freiheit entlassen haben – es war nicht zu sehen. Sehr beruhigend auch, dass in der Nähe des Foltermenüs eine ärztliche Notfalltruppe zugegen war. Es wäre – was die servierte Chilifrucht anbelangt – ein Kreislaufzusammenbruch nicht auszuschließen gewesen, so ein Spezialist.

Und: Das Motto "Essen, bis der Arzt kommt" wurde auch vom Moderator beherzt, ohne jedoch voyeuristisch oder exhibitionistisch mit drastischen Bildern für grelle Effekte zu sorgen. Dass wegen der Chilidosis manchem "Kreislauf- und Magenschutz gespritzt" werden und sich der Moderator später übergeben musste, dies nahm nur die Form einer Nachspannerzählung an.

Bilder des Dramas blieben aus – vorbildlich quasi im öffentlich-rechtlichen Sinn. (Ljubiša Tošić, 20.7.2017)