Die ÖVP lernt – im Unterschied zur FPÖ – am Ende doch aus ihrer düsteren Geschichte. Das Dollfuß-Porträt wird aus dem Sitzungszimmer des ÖVP-Parlamentsklubs entfernt und kommt ins Museum.

Dollfuß? Wer war das rasch wieder? Nicht viele Jüngere können heute mit dem Namen etwas anfangen. Doch hat dieser konservative Politiker in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts eine verhängnisvolle Rolle gespielt. Er war christlich-sozialer Kanzler von 1932 bis 1934, er war, um es schlicht zu sagen, in einer Zeit der Antidemokraten ein besonders rücksichtsloser Antidemokrat.

Im März 1933 riss er mit einem Coup die ganze Macht an sich, verfolgte die Sozialisten unnachgiebig, besonders im und nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934. Im Juli 1934 wurde er im Zuge eines Nazi-Putsches ermordet.

Das machte ihn für die ÖVP lange, lange zum Märtyrer. Das und vielleicht für manche auch seine rücksichtslose Machtausübung. Er war kein Vorbild für eine moderne christdemokratische Partei, und dennoch ließ man ihn als Ikone im Parlamentsklub hängen. Ein schlechtes, falsches Symbol.

Kann es sein, dass die Entfernung zu der Umkrempelung gehört, die Sebastian Kurz der Partei verordnet? Äußerer Anlass war die Umsiedlung des Parlamentsklubs in Container. Dort sei kein Platz für Bilder, heißt es. Wie immer: Es war eine richtige, längst fällige Maßnahme. (Hans Rauscher, 20.7.2017)