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Die Bars waren während der Erdstöße voll besetzt.

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Das Hafenviertel wurde überschwemmt.

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Vor allem im Zentrum der Inselhauptstadt Kos wurden Gebäude beschädigt.

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Am Tag danach.

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Kos-Stadt/Athen – Ein breiter Riss geht durch das Pflaster entlang des Hafenbeckens, Löcher klaffen in Hauswänden und Kirchenmauern. Ein halbes Dutzend Schwerverletzte – die meisten Urlauber – sind in Spitäler auf Kreta und nach Athen ausgeflogen worden. Ein 27 Jahre alter Schwede und ein 39-jähriger Türke wurden in einer Bar von den herabfallenden Trümmern eines Dachs erschlagen. Mehr als 100 Menschen werden bei dem Seebeben vor der griechischen Urlauberinsel Kos in der Nacht zu Freitag verletzt.

ORF

Das kleine Bild an der Wand hängt noch schief, als sich Giorgos Kyritsis, der Bürgermeister von Kos, am Morgen vom Büro aus an die Bewohner seiner Insel wendet. Kos habe diese große Prüfung überstanden, sagt der angespannt wirkende Bürgermeister in die Kamera. Ruhe sei nun der beste Begleiter durch diese schwierigen Stunden.

Nur einen Monat nach einem Seebeben vor Lesbos sind die griechischen Inseln in der Ostägäis und die türkische Küste erneut von einem heftigen Erdstoß heimgesucht worden. Die Bilanz fällt dieses Mal noch schlimmer aus.

Erdbebenwarten registrierten den Stoß um 1.31 Uhr Ortszeit. Angaben über die Stärke schwankten am Freitag zwischen 6,0 und 6,7 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag jedenfalls in der Bucht vor der türkischen Hafenstadt Bodrum in fünf Kilometer Tiefe, etwa in halber Entfernung zwischen der türkischen Küste und der griechischen Insel Kos.

Kurz und heftig

Augenzeugen sprachen von einer etwa zehn Sekunden dauernden heftigen Seitwärtsbewegung. "Es war wirklich ziemlich stark", berichtete Konstantina Silea, eine Mitarbeiterin in einem der großen Hotelressorts auf Kos. Dort halten sich derzeit rund 200.000 Urlauber auf, mehr als dreimal so viel wie Einwohner und saisonale Arbeitskräfte vom griechischen Festland. Knapp 3000 Flüchtlinge werden zudem auf Kos in Lagern festgehalten.

Das nächtliche Beben löste auf Teilen der Insel und an der nahegelegenen türkischen Küste natürlich Panik aus. Im Grecotel Kos Imperial zum Beispiel, an der Ostspitze der Insel, brachte das Hotelmanagement alle rund 900 Gäste ins Freie. "Wir hielten das für die sicherste Lösung", erklärte Konstantina Silea. Im Imperial wie in einer Reihe anderer Hotelanlagen im Ostteil von Kos übernachteten die Gäste danach unter freiem Himmel.

Ein kleiner Tsunami folgte dem Hauptbeben. Nach Angaben des Kandilli-Observatoriums in Istanbul erreichte die Welle an manchen Stellen um Bodrum 30 bis 40 Zentimeter. Auch der Hafen von Kos-Stadt wurde überflutet.

Die Schäden am Hafenbecken durch das Beben waren allerdings so schwer, dass die Behörden die Hafenanlage sperrten. Die großen Fährschiffe, die zwischen Piräus und den Inseln des Dodekanes verkehren, zu dem Kos gehört, konnten deshalb nicht anlegen; eine Rampe soll nun gebaut werden. Der Flughafen von Kos wurde nach einer technischen Inspektion für sicher erklärt. (Markus Bernath, 21.7.2017)