Dresden/Lausitzring – Wer sagt denn, dass die Japaner kein R aussprechen können?Dieses hier ist knallig rot, rollt wie nur was, steht für Renneinsatz und wohl auch für Rekordhalter, nämlich am Nürburgring. Die Nordschleife haben die Japaner mit dem neuen Civic Type R, von dem hier die Rede ist, in sieben Minuten und 43,8 Sekunden bezwungen, was nichts weniger als einen Fronttrieblerbestwert bedeutet.

Foto: Honda

Der Type R ist sauschnell. Laut Honda 272 km/h schnell. Er fliegt auch nicht so leicht aus der Kurve. Die gefinkelte Aerodynamik sorgt nicht bloß für Verringerung des Auftriebs, sondern für echten Abtrieb, also Anpressdruck.

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Zwecks Anpressens waren wir auch zur Präsentation dieses Breitensportlers geladen: auf den Lausitzring im schönen Sachsenland. Allein der Regen machte fast einen Strich durch die Rechnung. Wir wuchteten die Slicks runter und zogen Regenreifen auf. Nein, Spaß beiseite, auch bei Nässe wusste der Wagen zu beeindrucken.

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Honda hat eine wunderbar präzise, direkte Lenkung hingekriegt, dank Doppellenker-Vorderradaufhängung zerren die 320 Pferde nicht wie wild am Volant, auch die Traktion hat man erstaunlich gut im Griff. 320? Zehn mehr als bisher. Entnommen einer 2,0-Liter-Turbomaschine, werden sie verwaltet über ein manuelles Sechs-Gang-Getriebe. Dass es keine automatische Alternative gibt, mag ein kleines Manko sein, Allrad–wo-rauf Ford (Focus RS) und VW (Golf R) setzen–wäre indes kein dringendes Desideratum. Zumal es ja auch Zusatzgewicht bedeuten würde. Wo der Focus RS (350 PS) 1529 kg auf die Waage bringt, hält der Honda mit bloß 1380 kg dagegen, das wirkt sich auf das Querbeschleunigungsverhalten aus.

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Dass der Type R so fein abrollt und in Kurven hält, wie er das tut, so stabil, agil wirkt, mag auch daran liegen, dass er eine ganze Nummer größer ist (bei zudem 10 cm mehr Radstand) als der erst 2015 eingeführte Vorgänger, der noch auf dem alten Civic basierte. Die neuen Dreikammerdämpfer sind 1.) außerparlamentarisch, 2.) ein weiterer essenzieller Bestandteil für rapides Vorankommen. Sport ist die Grundeinstellung, für mehr dient der Kampfmodus + R. Neu ist der Comfort-Modus, der überland erstmals bandscheibenschonendes Vorankommen gewährleistet – wir haben das in der Lausitzring-Umgebung auf Lessings Spuren, in dessen Geburtsstadt Kamenz etwa, ausprobiert.

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Bei der brachialen Optik, Heckspoiler und so, es hat natürlich alles einen tieferen funktionalen Sinn, fallen besonders die drei Endrohre auf, was in der Community bereits heftig diskutiert wird.

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Nein, das hat nichts mit Downsizing zu tun. Honda baut da keinen Dreizylinder ein, wo einer auch noch kleiner wäre als die beiden anderen – beispielsweise zwei Häferln zu je 500 cm³ und eines zu 250 –, sondern es geht um Soundkosmetik. Nämlich. Ab 3000 Touren strömt links und rechts das Abgas so schnell aus, dass mittig ein Unterdruck entsteht und Umgebungsluft angesaugt wird. Verhindert laut Honda Auspuff dröhnen und sorgt für gleichbleibend angenehmsattes Klangbild.

Type R. Ein sehr, sehr nettes Spielzeug. Honda verleiht Flügel. (Andreas Stockinger, 25.7.2017)

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