Die Türkei ist fast schon eine orientalische Despotie. Wie mit anderen Despotien und Halbdespotien, die geopolitisch wichtig sind, empfiehlt sich eine differenzierte Politik, die zwar Festigkeit zeigt, aber möglichst nicht zur totalen Konfrontation führt.

Was aber Demokratien mit großer türkischstämmiger Bevölkerung wie Deutschland und Österreich auf keinen Fall dulden dürfen, ist der Zugriff des Erdoğan-Regimes auf die Auslandstürken.

Die Umtriebe der türkischen und türkisch dominierten Vereine sind möglichst intensiv zu überwachen. Gegen den größten türkischen Kulturverein, Atib, wird – undementiert – eine Steuerprüfung durchgeführt. An die Spitze der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) wurde ein früherer Atib-Religionsbeamter geschleust, der offenbar keinen Mucks mehr ohne Befehlsausgabe in Ankara machen kann. Nach einem Zeitungsbericht schien dieser Mann zunächst die Evolutionstheorie auch für den Islam gelten zu lassen, ruderte dann aber zurück: Die Evolutionstheorie sei "nur eine Theorie", und zwar eine falsche. Derzeit wird sie übrigens aus den türkischen Schulbüchern getilgt.

Wenn das Erdoğan-Regime die türkische Jugend in wissenschaftsfeindlicher Finsternis versinken lassen will, ist das eine Sache. Wenn die Imame der IGGÖ hier solchen obskurantistischen Unsinn predigen, muss eingeschritten werden. (Hans Rauscher, 21.7.2017)