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Julio Maglione bleibt weitere vier Jahre der Big Boss des Weltschwimmverbands.

Foto: AP/Zsolt Szigetvary

Budapest – Alles bleibt beim Alten, der Reformwillen in der Schwimmfamilie ist noch nicht groß genug: Beim Kongress des Weltverbandes Fina in der WM-Stadt Budapest wurden der umstrittene Präsident Julio Maglione und sein skandalumwitterter erster Stellvertreter Husain Al-Musallam bis 2021 in ihren Ämtern bestätigt.

Die Opposition hatte wie erwartet keine Chance: Paolo Barelli, Chef des Europäischen Schwimm-Verbandes Len, scheiterte klar bei seinem Versuch, Maglione vom Thron zu stoßen. Der Italiener erhielt nur 23 Prozent der Stimmen, der bereits 81-Jährige Maglione 77 (77:258 Stimmen) – auch wenn er im Siegesrausch selbst immer wieder von "über 90 Prozent" sprach.

Korruptionsvorwürfe gegen Al-Musallam

Dass Al-Musallam trotz Korruptionsvorwürfen zweitstärkster Mann im Weltverband bleiben und womöglich auf eine baldige Beförderung zum Fina-Boss hoffen darf, werten Kritiker als klaren Beweis für fehlenden Reformwillen. Der Kuwaiti soll in seiner Funktion als Generaldirektor des Olympischen Rates Asiens (OCA) bei einem Sponsorendeal eine persönliche Kommission verlangt haben. Al-Musallam bestreitet die Vorwürfe vehement.

Eine Abstrafung musste er ohnehin nicht befürchten, die FINA-Familie hält generell zusammen. Die Bestimmung zum Ersten Vizepräsidenten unter den insgesamt fünf Maglione-Stellvertretern dauerte "nur ein paar Sekunden", sagte Barelli: "Diese Geschichte war schon vorher geschrieben."

Frühzeitiges Abdanken?

Al-Musallams Weg auf den Thron ist damit geebnet. Es gibt Vermutungen, dass Maglione nicht die volle Amtszeit über vier Jahre ausführt, sondern dass Al-Musallam als sein Stellvertreter noch vor den nächsten Wahlen 2021 als Fina-Interimspräsident übernimmt.

"Sie müssen verrückt sein!", antwortet Maglione einem Journalisten auf die Frage danach: "Ich bin für vier Jahre gewählt worden. Ich habe die Verantwortung, für vier Jahre hier zu sein." Der 81 Jahre alte Uruguayer, seit 1984 im Präsidium und hervorragend vernetzt, profitierte von einer abgeschafften Altersbegrenzug.

"Hundertprozentig demokratisch"

Maglione sprach nach dem Kongress generell davon, dass "alles hundertprozentig demokratisch" abgelaufen sei. Außerdem versprach er nicht näher definierten Athletenvertretern einen Sitz in der Exekutive und im Technischen Komitee.

Der unterlegene Barelli verzichtete auf einen großen Rundumschlag nach seiner Niederlage. "Es gibt bei der FINA große Probleme in Sachen Führung, aber wir wollen positiv denken", sagte der Italiener: "Wir hoffen das Beste für die WM und für unsere Familie." (sid, 22.7.2017)