Nach dem moderaten Beginn der siebenten Staffel von "Game of Thrones" war schon von vornherein einigermaßen klar, dass sich das Tempo steigern würde. So war es immer, und so sei es. Folge zwei bringt Feuersbrunst, ein großes Gemetzel und den allseits beliebten dramaturgische Schachzug "Töte eine zentrale Figur" – alles da, da, da.

SPOILERWARNUNG!!!!!!! Wer es nicht genauer wissen will, hört hier auf zu lesen. Denn jetzt folgen schlimme Spoiler!

Wann treffen Jon Snow und Daenerys aufeinander?
Foto: Sky / HBO

Es beginnt auf Schloss Dragonstone, wo Daenerys mit Tyrion und Gefolgschaft gelandet ist. Eben angekommen, ist die Prinzessin gerade wieder einmal angespeist. Zu spüren bekommt das Lord Varis, der sich einer peinlichen Befragung unterziehen, eine Brandrede auf sich halten und etliche Lob- und Treueschwüre leisten muss, ehe er die rabiate Regentin milde stimmen kann. Der Lord kommt ungeschoren davon, allein das Versprechen, ihn bei Betrug bei lebendigem Leibe verbrennen zu lassen, darf er als Gewissheit mitnehmen. Für Daenerys ist das fast schon eine Liebeserklärung. Wer weiß? (Ironie)

Hübsches Paar

Spekulieren darf man hingegen, ob die Sturmtochter mit dem Bastard nicht ein hübsches Paar ergeben würde, das die entrückte Königin von Westeros mit links erledigen würde. Ein Rabe wurde zur Vermittlung ausgeschickt. Jon Snow wäre – no na – nicht abgeneigt, allein, die dreimal neunmalkluge Halbschwester Sansa ist – ebenfalls no na – dagegen. Aus dem Gipfeltreffen Drachenschnee wird also vorerst nichts. Vorerst.

Dafür meldet sich eine andere Entscheiderin zurück. Melisandre is back. Sie verfügt über perfekte Fremdsprachenkenntnisse. Regenten beeindruckt so etwas, die Drachenmutter ist jedenfalls am Ende dieser kleinen, aber womöglich folgenschweren Einstiegsszene viel besser gelaunt.

Madame Cersei träumt vom Kriege

Grimmig wie immer, wenn gerade kein Rotwein greifbar ist, zeigt sich Königinmutter Cersei. Madame träumt vom Kriege und sucht Allianzen, ist dabei aber ebenso wie Bruder Jaime nicht sehr erfolgreich. Der versucht den "wackeren" Lord Tarly auf seine Seite zu ziehen und verspricht ihm hohe Ämter, wenn die Macht erst gewonnen ist, was ein wenig an österreichische Politik erinnert. Helfen, sie zu erringen, soll eine Wunderwaffe, nein, wir sind hier nicht im Wahlkampf! Im Keller befindet sich eine monströse Armbrust, die gegnerische Drachen dort treffen soll, wo es am meisten wehtut.

Einstweilen werden am Drachenstein eifrig Pläne geschmiedet. Das Prinzesschen hat seinen eigenen, sie will Madame Cersei und ihre Festung aushungern. Reizend! Alle sind dafür, die kluge Lady Olenna gibt Daenerys noch rasch einen Schuss Frauenpower ("Seid ein Drache!"). Als ob dergleichen notwendig gewesen wäre.

Tödliche Infektion

Das Schwert im Eck winkt dem tödlich infizierten Lord Jorah. Ein schwerer Fall von Grauschuppen, das Ende einer glänzenden Karriere steht unmittelbar bevor. Wir sind jetzt schon traurig und hoffen auf ein Wunder. Vielleicht kann es der dicke Samwell herbeiführen. Der Gehilfe des obergescheiten Quacksalbers wird aber vorerst bei Heilungsvorschlägen heruntergeputzt, lässt sich davon aber nicht beirren. Der Ser trinkt eine Buddel voll Rum, dann darf der Azubi-Doktor ans Werk. Es folgen Blut, Schweiß und Ekel.

Arya reitet Richtung Winterfell.
Foto: Sky / HBO

Damit ist nach rund 30 Minuten der Gongschlag für das große Grausen erklungen. Die Schnitzarbeit am Ser geht nämlich nahtlos in die nächste Szene über, wo ein Gast im Wirtshaus einen Löffel Gatsch zum Munde führt. Mahlzeit. Am Nebentisch sitzt Arya, die auch schon einmal über bessere Tischmanieren verfügte. Aber wenn's schmeckt.

Vom Pastetenmann Hot Pie kriegt sie nicht nur lecker Pastetchen und krügeweise Bier, sondern auch die Info, dass Halbbruder Jon Chef von Winterfell ist. Nach einer unheimlichen Begegnung mit dem Wolf schiebt sie ihre Mordpläne gegen Cersei noch einmal auf und zieht los Richtung Winterfell.

Schnell verstummt

Das mit den Ämtern funktioniert übrigens auch dort. So schnell konnte man gar nicht schauen, ist die Skepsis der Sansa verflogen, als Jon ihr für die Zeit seiner Abwesenheit – er reist nun doch zu Daenerys – den Königinnenjob interimistisch überlässt.

Siegen ist dann aber doch nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Die Eroberung von Yara Greyjoy durch Ellaria Sand im Unterbau des gen Königsmund schippernden Kriegsschiffes wird jäh unterbrochen vom teuflischen Euron. Der macht Gefangene nur per Zufall, weshalb ein fürchterliches Gemetzel anhebt, dem auch die Sand-Schwestern Obara und Nymeria zum Opfer fallen. Der Feigling Theon rettet sich durch einen Sprung ins Wasser. So schnell kann's gehen.

Series Trailer MP

Fazit

Schwafeln, schmusen, schlachten – so könnte man die Folge zusammenfassen. Mit der Schlachtszene zum Schluss sorgte sie überdies für die dringend erwartete Steigerung der Schlagzahl. Euron fährt jetzt mit Yara und Ellaria nach Königsmund, schlimmer könnte man es kaum erwischt haben, und alles nur wegen eines Kusses. Auf der anderen Seite bringen sich Jon und Daenerys schon in Stellung. Irgendwie verläuft alles gerade ein wenig zu sehr schnürlgerade. Aber das ist nur so ein Gefühl. Wir bleiben dran. (Doris Priesching, 24.7.2017)