Die Falschfarbenaufnahme zeigt die Saturnringe jenseits des sonnenbeschienenen Horizonts. Cassinis Abstand zum Saturn betrug dabei 1,25 Millionen Kilometer.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Washington – Die Beobachtungen des Saturn-Orbiters Cassini sind selbst in der Schlussphase seiner Mission noch für zahlreiche Überraschungen gut: Die Nasa-Sonde ist nach einer Kursänderung im vergangenen Dezember allmählich in eine polare Umlaufbahn eingeschwenkt, die sie seit April alle sieben Tage sehr nahe an den Gasriesen und sein Ringsystem heranbringt. Dabei hat Cassini detailreiche Aufnahmen geschossen, die in den vorangegangenen zwölf Jahren nicht möglich gewesen wären.

Bei einer der jüngsten Annäherungen entdeckte die Sonde im C-Ring, der innen an die beiden Ringe A und B anschließt, seltsame bisher nicht beobachtete Strukturen: Die von den Wissenschaftern als "Plateaus" bezeichneten Muster sind heller als die übrigen Bereiche des C-Rings und besitzen unerwartet scharf definierte Ränder.

Die Plateaus im C-Ring weisen deutlich erkennbare parallele Strukturen auf, deren Ursache die Forscher vor ein Rätsel stellt.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Innerhalb dieser Zonen zeigten sich parallele Längsstreifen, auf die sich die Astronomen keinen Reim machen können. Mysteriös ist vor allem, dass die Plateaus sich ansonsten nicht vom Rest des C-Rings unterscheiden: Weder sind sie dichter mit Staubpartikeln bevölkert, noch besitzen sie eine andere chemische Zusammensetzung.

Untypische Magnetfeldausrichtung

Als Überraschung erwiesen sich auch die Daten, die Cassini zuletzt mit seinen Magnetfeld-Messinstrumenten aus wenigen Tausend Kilometern Entfernung gesammelt hat: Sie zeigen, dass die Magnetosphäre des Saturn im Unterschied zu anderen Planeten des Sonnensystems wie Erde oder Jupiter exakt an seiner Rotationsachse ausgerichtet ist. Die Abweichung beträgt weniger als 0,06 Grad; bei der Erde sind es immerhin etwa elf Grad.

Das widerspricht nicht nur den Theorien zur Entstehung von planetaren Magnetfeldern, es verhindert auch, dass sich die genaue Rotationsperiode des Saturn bestimmen lässt. Da die Beobachtung der Wolkenformationen wenig darüber verrät, wie schnell sich der Gasplanet um seine eigene Achse dreht, sind Astrophysiker auf Veränderungen im Magnetfeld angewiesen – für ein verwertbares Ergebnis ist es unabdingbar, dass das Magnetfeld gegenüber der Rotationsachse geneigt ist.

Am 15. September wird Cassini in die Atmosphäre des Saturn eintauchen und kurz darauf verglühen.
Illustr.: NASA/JPL-Caltech

Missions-Ende in wenigen Wochen

Viel Zeit bleibt Cassini allerdings nicht mehr, den Forschern bei der Lösung dieses und all der anderen Rätsel des Ringplaneten zu helfen. Weil die Sonde den Treibstoff für die Motoren zur Kurskorrektur praktisch aufgebraucht hat, soll sie am 15. September 2017 in die Wolkenoberfläche des Saturn eintauchen und dabei verglühen. Mit der Auswertung der bis dahin gesammelten Daten und Bilder werden die Wissenschafter allerdings noch jahrelang beschäftigt sein. (tberg, 25.7.2017)