Foto: Petra Eder

Pro
von Sigi Lützow

Das Hypokoristikum begleitet uns ein Leben lang – so oder so. Ehe also das Scheißi zur Omi oder zum Opi wird und das Gekose zwangsläufig stark nachlässt, soll man auch verbal eifrig davon Gebrauch machen, überhaupt in der Partnerschaft. Namen sind Schall und Rauch.

Und es soll ja Menschen geben, die gar nicht so froh darüber sind, was sich die Eltern für sie ausgedacht haben damals. Alles besser als Hyazinth oder Wotan, Philippa oder Thekla. Also fast. Mutti oder Vati kommt auch ganz schlecht beim Partner.

Dagegen sind das Schatzi, das Hasi, das Bärli, das Pipi von eleganter Schlichtheit und beugen auch der Verwechslungsgefahr vor. Aufwendigeres ist nicht nur aus diesem Grund tunlichst zu vermeiden. Die Zungenfertigkeit lässt im Lauf des Lebens nach.

Mausezahn und Pipihendi bergen Verhaspelungsgefahr, sind geeignet, schleimhautgetragene Substitute zu lockern, und können Nase an Nase unangenehm feucht werden. Und wenn man einander einmal gram ist, geht ein herzhaftes Blunzn oder Gurkn, ein Depp oder Zausl auch im hohen Alter noch leicht über die Lippen.

Kontra
von Pezi Stuiber

Hasihasen, Schnuckileins und Buzzimausis habe ich noch nie an meiner Seite gehabt. "Der Name ist die Identität des Menschen", predigte Karl Danninger stets, jener Doyen des innenpolitischen Journalismus, bei dem ich lernen durfte. Ich habe mich auch privat daran gehalten.

Nie wäre mir eingefallen, wie weiland meiner besten Freundin, dem damaligen Liebsten im Griechenland-Urlaub quer über die Akropolis hinweg ein "Schaaaaatziiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!!!!!!!!" zuzubrüllen. Mein Damaliger hätte sich das auch verbeten.

Wogegen ich allerdings bis heute machtlos bin: Ich habe bereits einen Kosenamen, und der wurde mir nicht von (m)einem Partner verpasst, sondern von den Eltern, denen mein, mittlerweile höchst unmodischer, Vorname angesichts meiner prallblonden Babyerscheinung dann wohl doch zu hart klang. Seit meiner Geburt bin ich also für alle, die mich kennen, der Bär, der auch im Kinderfernsehen auftritt.

Das war vielleicht irgendwann süß. Jetzt klingt es eher bizarr. Aber Frau gewöhnt sich an alles. Sie hat's dann nur für den Rest ihres Lebens nicht mehr so mit Kosenamen. (RONDO, 28.7.2017)