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Rund 6.000 Spezialisten nehmen an dem wissenschaftlichen Kongress in der französischen Hauptstadt teil.

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Der Kampf gegen HIV und Aids ist trotz Erfolgen noch lange nicht zu Ende. Diese Botschaft ist bei der Konferenz der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS) in Paris zentral. Zwar werden mehr als die Hälfte der weltweit annähernd 37 Millionen HIV-Infizierten mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, Millionen Menschen warten jedoch noch auf eine Behandlung, sagte UNAIDS-Direktor Michel Sidibe.

Auf den langen Gängen des Pariser Kongresszentrums sind auch viele junge Menschen aus verschiedenen Ländern unterwegs. Die Organisatoren luden auch 50 Freiwillige aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein, um bei dem Kongress zu helfen, beispielsweise beim Registrieren der Teilnehmer, berichtete Daniel Nagel, Vorstandschef der Initiative Jugend gegen Aids. Der 25-Jährige verschaffte sich in der französischen Hauptstadt auch bei Wissenschaftern und Verantwortlichen Gehör, stellte seine Erfahrungen aus der Jugendarbeit und Sexualerziehung in Schulen vor.

Susan Shumba ist in ihrem Heimatland Simbabwe im südlichen Afrika mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Die 26-Jährige arbeitet in einer großen Homosexuellen-Initiative und gehört auf der Konferenz zum Kreis der offiziellen "Jugend-Botschafter". Die junge Frau berichtete über Diskriminierung in ihrem Land, das zu den ärmsten der Welt gehört und in dem Dauer-Präsident Robert Mugabe seit 1980 herrscht. Sie kämpft dafür, dass Hilfsprogramme verstärkt Homosexuellen zugutekommen. Selbst die Kandidatur für die Pariser Konferenz sei in ihrem Land mit Schikanen verbunden gewesen, erzählte sie. "Sie wollen dein Ausbildungsniveau wissen, den Beruf, den Arbeitgeber."

Angst vor Trump

Das Beispiel von Susan Shumba zeigt, dass der wissenschaftliche Kongress, an dem rund 6.000 Spezialisten teilnehmen, die große Politik nicht ausklammern kann und will. Zumal es auch um viel Geld geht. Es gibt unter den Forschern und Aktivisten große Sorgen, dass die USA als größter Geldgeber unter Präsident Donald Trump die Mittel kürzen könnten.

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UN) ist sogar mehr Geld nötig, um die Immunschwächekrankheit zu besiegen. Um die Ziele für 2020 zu erreichen, seien jährlich 26 Milliarden US-Dollar (22,52 Milliarden Euro) nötig. Im vergangenen Jahr seien rund 19 Milliarden Dollar zusammengekommen.

Aus Sicht der NGO Ärzte ohne Grenzen verläuft Aids in mehreren afrikanischen Ländern noch zu häufig tödlich. In Kliniken in Guinea, Kenia, Malawi und im Kongo, die von der Hilfsorganisation unterstützt und betrieben werden, sterben 30 bis 40 Prozent der HIV-Patienten, wie Ärzte ohne Grenzen anlässlich der Konferenz mitteilte. Rund ein Drittel der Betroffenen stirbt demnach binnen 48 Stunden nach Aufnahme in die Klinik. Teams von Ärzte ohne Grenzen unterstützen nach eigenen Angaben rund 230.000 HIV-Patienten in 19 Ländern.

Nicht blenden lassen

Weltweit sind in den vergangenen Jahren weniger Menschen im Zusammenhang mit HIV gestorben. Die Zahl der Todesfälle sank auf eine Million im vergangenen Jahr. Von diesen Erfolgen dürfe man sich aber nicht blenden lassen, warnte Ärzte ohne Grenzen. In vielen Ländern südlich der Sahara gebe es "alarmierend viele Menschen" mit fortgeschrittenem Stadium von HIV oder Aids. Die Infektion werde oft zu spät oder gar nicht diagnostiziert – und wenn doch, reiche die Behandlung nicht aus. Versagt die Behandlung, werde nicht schnell genug umgestellt. Die Todesfälle wären "absolut vermeidbar", hieß es weiter.

Die bis Mittwoch dauernde viertägige Konferenz brachte die französische Spitzenpolitik ins Schleudern. Während sich die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo schon vor Beginn des Treffens medienwirksam in Szene setzte, glänzte Frankreichs Präsident und Hoffnungsträger Emmanuel Macron durch Abwesenheit. Das sorgte für Erstaunen, denn für eine lange Zusammenkunft mit dem U2-Sänger und Entwicklungshilfe-Aktivisten Bono war im Elyseepalast viel Zeit. Nach Protesten änderte der Staatschef seine Agenda in letzter Minute und schob ein Treffen mit den Konferenz-Organisatoren ein. (APA, 26.7.2017)