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Foto: Reuters/SENATE TV

Die Rede, die John McCain am Dienstagabend im US-Senat gehalten hat, war für sich genommen nicht ungewöhnlich: Der 80-jährige Senator Arizonas hatte erst vor zwei Wochen eine ähnliche Ansprache über die wachsende Unfähigkeit Washingtons, Kompromisse zu finden, gehalten – vor leeren Sitzen.

Doch in der Zwischenzeit ist viel passiert in der US-Politik – und im Leben von John McCain. In Washington arbeiten die Republikaner, getrieben vom Siegesstreben ihres Präsidenten, immer aggressiver auf einen Erfolg bei "Trumpcare" hin – konkreter Inhalt fast egal. Und in Arizona musste sich John McCain einer Hirnoperation unterziehen. Dabei wurde eine Krebsform gefunden, deren Heilungschancen als sehr gering gelten. Als McCain diesmal nach Washington zurückkehrte und seine Rede hielt, saßen alle Abgeordneten auf ihren Plätzen.

Die Kritik des Ex-Kampfpiloten an "Washington" ist nicht neu: Vielmehr hat sich McCain in seiner jahrzehntelangen Abgeordnetenkarriere Profil mit Kritik an jenen Auswüchsen des Politikbetriebs erworben, die seiner Idealvorstellung widersprechen.

McCains Rede vom Dienstagabend.
CNN

Die Bezeichnung als "Maverick" (Einzelgänger) hat ihn auch deshalb über zwei Präsidentschaftswahlkämpfe verfolgt – eine gescheiterte Vorwahlschlacht gegen George W. Bush 2000 und den Wahlkampf gegen Barack Obama 2008. Verdient hat er sie aber auch in der Armee, in die er quasi hineingeboren wurde: Zur Welt kam John McCain in der Panamakanalzone, die Arbeit seines Vaters, eines Admirals, machte häufige Umzüge nötig. Insgesamt soll er 20 Schulen besucht haben, in denen er durch Cleverness auffiel, aber auch dadurch, nur so viel zu lernen wie nötig.

Mit 30 Jahren meldete sich der Frauenheld, mittlerweile für riskante Flugmanöver bekannt, freiwillig zum Kampfeinsatz. In Vietnam wurde er abgeschossen und geriet in Gefangenschaft. Dass er eine Entlassung trotz Folter ablehnte, wenn früher inhaftierte Kameraden nicht freikämen, fehlt in keiner Biografie. McCain blieb fünf Jahre im Gefängnis. Später kämpfte er gegen Folter und für eine Annäherung an Vietnam. In der Außenpolitik, die seine Spezialität wurde, gilt er als Falke – und als teils fast manischer Russland-Kritiker.

Darüber, ob sein Ruf als Freigeist wirklich verdient ist, scheiden sich die Geister. Bei entscheidenden Voten stimmte der zweimal verheiratete Vater von sieben Kindern meist mit seiner Partei – so auch Dienstagabend bei der Gesundheitsreform. (Manuel Escher, 26.7.2017)