Aus rosa Chrysanthemen machten japanische Forscher blaue – und es fiel ihnen leichter, als sie gedacht hätten.

Foto: Satoshi Yoshioka/NARO

Tokio – Japanische Forscher haben erstmals Chrysanthemen gentechnisch so verändert, dass sie (annähernd) blaue Blüten bilden. Die Zierpflanzen blühen zwar in einer breiten Farbpalette von weiß über grün und gelb bis zu allen möglichen rötlichen Varianten – Blau war jedoch nicht dabei. Bisher hatten Versuche, die Blumen entsprechend zu verändern, lediglich violette Tönungen erzeugt.

Foto: Naonobu Noda/NARO

Experten bisher davon aus, dass es relativ kompliziert sei und zahlreicher modifizierter Gene bedürfe, um Chrysanthemen oder Rosen den begehrten "True Blue"-Farbton hevorbringen zu lassen. Naonobu Noda aus Tsukuba und Kollegen hatten nun eher zufällig Erfolg, nachdem sie nur zwei farbrelevante Gene der Blauen Klitorie und der Marien-Glockenblume eingefügt hatten. "Das ist ein vielversprechender Ansatz, um blau blühende Blumen zu erzeugen", schreiben die Autoren im Journal "Science Advances".

Natürliches Blau transferiert

Die meisten blau blühenden Blumen enthalten Anthocyane – wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, die rote, violette oder blaue Färbungen verleihen. Die tiefblauen Blüten der Blauen Klitorie etwa werden auch dazu genutzt, um Speisen zu färben.

Die Forscher setzten nun zuerst das Gen der Blauen Klitorie in die Chrysanthemen ein und erzielten einen violetten Farbstoff. Mit Hilfe des Gens aus der Glockenblume wurde er verändert. Nach dem Einsetzen der beiden Gene stellten die Forscher überrascht fest, dass die entstandenen Anthocyane in den Blütenblättern der Chrysanthemen mit anderen färbenden Bestandteilen (Flavonglykosiden) reagierten. Sie ballten sich zusammen (Copigmentierung), so dass sich die Blüten nicht nur violett, sondern richtig blau färbten.

Als Blau gilt freilich nur, was offiziellen Gartenbau-Standards entspricht – hier der Vergleich mit der Farbpalette der Royal Horticultural Society.
Foto: Naonobu Noda/NARO

Der Anbau und der Verkauf gentechnisch veränderter Pflanzen ist in Europa und auch den USA nur mit Genehmigung erlaubt. Erst vor wenigen Monaten hatte in Finnland der Fund modifizierter Petunien für Aufsehen gesorgt. Die Lieferkette der untypischerweise orange bis lachsfarben blühenden Blumen war durch Setzlinge und Saatgut nach Deutschland zurückzuführen gewesen. Bisher ist jedoch unklar, wie sie dort auf den Markt gelangten. Eine Genehmigung für den Anbau und Vertrieb der Gentech-Petunien lag nicht vor. (APA, red, 27. 7. 2017)