Die Bettwanzen kommen: Oft bleiben die tierischen Mitbewohner anfangs unbemerkt.

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Nicht jedes Mitbringsel aus dem Urlaub sorgt für Freude. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um Bettwanzen handelt, die unbemerkt im Reisegepäck mitgenommen wurden. Die nur rund fünf Millimeter großen, überaus reisefreudigen Blutsauger schlagen in der Nacht zu und hinterlassen juckende Bissspuren, die meist erst beim Aufwachen entdeckt werden.

Und anfangs oft selbst von Hautärzten nicht richtig zugeordnet werden: "Besonders im Sommer vermuten die Menschen anfangs eher Insektenstiche", sagt Rainer Barath vom Schädlingsbekämpfungsunternehmen Anticimex. Zudem reagiere jeder Hauttyp unterschiedlich auf die Bisse der Parasiten.

Glaubt man dem Schädlingsbekämpfer, dann haben die Bettwanzen in Österreich ein Comeback erlebt: "Wir beobachten in den letzten fünf Jahren einen starken Anstieg an Bettwanzen in Wien", sagt er und führt das unter anderem auf günstiger gewordene Fernreisen zurück.

Schambehaftetes Thema

Mitunter würden Betroffene erst versuchen, die Bettwanzen auf eigene Faust loszuwerden – etwa durch Insektensprays. Für die meisten Inhaltsstoffe hätten die Tierchen aber längst Resistenzen entwickelt, außerdem drohe die Gefahr, dass sich die Bettwanzen stattdessen in einen Nebenraum verziehen und so in der Wohnung weiter ausbreiten, warnt der Experte. Spätestens nach einem Monat werde dann meist der Kammerjäger konsultiert. Die Scham sei oft groß: "Wir bekommen dann Anrufe, bei denen jemand sagt: 'Ein Freund von mir hat ein Problem.' Da wissen wir sofort, dass es sich um Bettwanzen handelt."

Wird er zu einem Einsatz gerufen, begibt er sich zuerst auf Spurensuche. Anzeichen für einen Befall sind neben den Bissen auch kleine Blutspuren auf der Bettwäsche und kleine, schwarze Kotspuren. Auch Eier und Larven lassen sich bei genauerem Hinschauen finden. In den meisten Fällen sind die Verstecke der Bettwanzen in und rund um das Bett – also beispielsweise im Nachtkästchen. Von dort arbeite man sich weiter durch den Raum vor, erzählt Barath.

Je nach Befall müssen auch Steckdosen herausgeschraubt und Lampen abgebaut werden. Dann rücken die Schädlingsbekämpfer mit Geräten an, die 100 Grad heißen Wasserdampf in die Verstecke der Tiere blasen und damit auch Larven und Eier zerstören. Andere Anbieter würden statt der komplizierten Suche nach den Verstecken lieber den ganzen Raum aufheizen, erzählt Barath. Das gebe den Tierchen aber mehr Zeit, in Nebenräume zu flüchten.

Sprühverfahren nötig

Neben dem thermischen Verfahren ist auch das Anbringen von Wirkstoffen per Sprüh- oder Nebelverfahren nötig, um den Tierchen langfristig den Garaus zu machen. "Vorab muss man sich aber ganz genau über den gesundheitlichen Zustand der Bewohner erkundigen", sagt der Kammerjäger – denn bei Asthmatikern, kleinen Kindern und auch manchen Haustieren sei Vorsicht angesagt. Zwar gebe es auch biologische Wirkstoffe; bis diese wirken, würde aber meist mehr Zeit vergehen – für die meisten Kunden sei das daher keine Option.

Je nachdem, wie stark der Befall ist, müssen die Kammerjäger gleich mehrmals anrücken. Eine Behandlung dauert, je nach Befall und Zimmergröße, vier Stunden und kostet zwischen 200 und 400 Euro, bei stärkerem Befall sind auch Kosten von 1.000 Euro möglich, sagt Barath: "Bettwanzen sind auf alle Fälle kostenintensiver als andere Schädlinge." Günstiger sei es, wenn die Bettwanzen entdeckt werden, bevor sie Eier legen.

Vorsicht im Urlaub

Meldepflichtig ist ein Bettwanzenbefall nicht. "Eine Ausbreitung in Nachbarwohnungen ist zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis sind Bettwanzen sehr wirtstreu", sagt Barath. Das bedeutet: Wenn gepeinigte Bewohner zum Schlafen von einem Zimmer ins andere flüchten, folgen ihnen die Bettwanzen unter Umständen. Und noch etwas macht es so schwierig, die Tierchen loszuwerden: Sie können mindestens ein halbes Jahr ohne Nahrung in ihren Verstecken auskommen: "Durch einen Auszug löst man das Problem also nicht."

Damit es gleich gar nicht so weit kommt, rät Barath im Urlaub zu besonderer Vorsicht: Das Hotelzimmer sollte bei Ankunft genau inspiziert werden, auch ein Blick unter die Matratze kann helfen. Außerdem sollte der Koffer im Hotelzimmer meist geschlossen bleiben. Häufig werden die Tierchen mit der Schmutzwäsche eingeschleppt, daher sollte diese in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt und nach der Rückkehr aus dem Urlaub sofort gewaschen werden.

Bettwanzen gebe es zwar in jeder Hotelkategorie, sagt Barath: "Aber die guten Hotels tun etwas dagegen, billige Hotels sparen eher." (Franziska Zoidl, 30.7.2017)