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Die Überreste einer Ziege liegen in der Wüste in Somalia. Die anhaltende Dürre stürzt Millionen Menschen in eine Hungerkatastrophe.

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Am Freitag werden die Glocken läuten.

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Wien – Ausgetrocknete Flussbetten, tote Kamele und Ziegen am Wegrand, Männer, Frauen und Kinder, bis auf die Knochen abgemagert: In Ostafrika herrscht eine der schlimmsten Hungerkatastrophen seit Jahren. 22,9 Millionen Menschen sind derzeit von einer akuten Hungersnot betroffen. Vor allem in Äthiopien, Kenia, Somalia, dem Südsudan, dem Sudan und Uganda haben viele Menschen nicht mehr genug Essen zum Überleben. Grund dafür seien der Krieg und die Dürre, sagt Christoph Schweifer, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Die Caritas ruft daher zum Engagement gegen den weltweiten Hunger auf. Am Freitag um 15 Uhr werden deshalb die Kirchenglocken in ganz Österreich fünf Minuten lang läuten. Um, wie Caritas-Präsident Michael Landau sagt, "den Skandal des Hungers an die große Glocke zu hängen".

Krieg wie jener im Südsudan, wo seit 2013 die Truppen des Präsidenten Salva Kiir gegen die Truppen des im Exil befindlichen früheren Vizepräsidenten Riek Machar kämpfen, trage zur Katastrophe bei. Von den sechs Millionen Südsudanesen sind etwa 45.000 vom Hungertod bedroht, eine weitere Million Menschen befinden sich an der Grenze zu einer Hungersnot.

Vor allem Kinder seien vom Hunger stark betroffen, sagt Schweifer. 2017 könnten im Südsudan bereits 1,1 Millionen Kinder akut mangelernährt sein. Diesen drohen bleibende körperliche, geistige und seelische Schäden sowie eine hohe Infektionsgefahr durch ein geschwächtes Immunsystem.

Schwere Dürre nach ausbleibendem Regen

Neben der Gewalt und den kriegerischen Auseinandersetzungen verschlimmert die aktuelle Dürre in Ostafrika die Nahrungsmittelsituation. Auf einer Karte zeigt Wolfgang Wagner, Wissenschafter an der TU Wien im Bereich Geoinformation, wo die Temperaturen gefährlich angestiegen sind: Kenia und Somalia liegen beinahe zur Gänze im roten Bereich. Die Regenzeiten seien seit dem letzten Jahr komplett ausgefallen. Diese stehen im Zusammenhang mit dem globalen Temperaturanstieg von etwa einem Grad in den letzten hundert Jahren.

Statt alle sieben bis neun Jahre kämen Dürren mittlerweile jedes dritte oder vierte Jahr. Für afrikanische Bauern bleibe keine Erholungsphase mehr, auf die gewohnte Einsetzzeit des Regens können sie sich nicht mehr verlassen. In Kenia sind derzeit 2,6 Millionen Menschen von der Dürre betroffen, laut dem humanitären Amt der Vereinten Nationen könnten es bis August schon 3,5 Millionen sein.

Caritas: Österreich leistet zu wenig humanitäre Hilfe

"Jene, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, sind von diesem am stärksten betroffen", sagt Landau. In einer globalisierten Welt liege es auch an den Österreichern, Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt, weil die Entwicklung in Europa von jener in Afrika abhänge. Migration und Flucht seien dabei nur eine Folge, in Zukunft könnten auch wirtschaftliche Beziehungen eine größere Rolle spielen.

2016 gab Österreich 0,41 Prozent seines Bruttonationalprodukts für Entwicklungszusammenarbeit aus. Dieser Wert war von den durchschnittlichen 0,32 Prozent angestiegen, auch weil die Kosten für die Flüchtlingsbetreuung eingerechnet wurden. Von diesem Geld wiederum würden aber nur 1,4 Prozent für humanitäre Hilfe aufgewendet, kritisiert Schweifer.

Noch mehr österreichisches Engagement gewünscht

Vor einer Woche kündigte Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) an, fünf Millionen Euro für die Krise in Ostafrika zur Verfügung zu stellen. Drei Millionen wurden dieses Jahr bereits aus dem Auslandskatastrophenfonds für Afrika bereitgestellt. Insgesamt 21 Millionen Euro gibt die Austrian Development Agency 2017 für die Region Ostafrika aus. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Landau. Er wünsche sich aber noch mehr Engagement und Einsatz bei der Entwicklungszusammenarbeit.

Bis 2030 soll es weltweit keinen Hunger mehr geben. Dieses Ziel haben sich die Vereinten Nationen 2015 in ihren nachhaltigen Entwicklungszielen gesetzt. Sie bauen auf den drei Säulen Wirtschaft und Handel, Sicherheit und Frieden sowie Demokratie und Menschlichkeit auf, erklärt Landau. (Jakob Pallinger, 27.7.2017)