Wien – Ihre Shows verströmen Hipsterflair – bunt, sexy, ein bisschen queer und ganz stark clubby. Die Argentinierin Cecilia Bengolea und der Franzose François Chaignaud sind ab Mitte der Nullerjahre mit verspielten, stylishen Performances wie Pâquerette, Sylphides oder Castor et Pollux international als bunte Hunde bekannt geworden. Jetzt hat das Paar seine Produktion vom Vorjahr, DFS, bei Impulstanz im Volkstheater vorgestellt und wirkte dabei künstlerisch ein bisserl marod.

ImPulsTanz

Kein Wunder, denn die Karriere ihrer Company mit dem kapriziösen Namen "Vlovajob Pru" war ziemlich steil, sehr geil und eine permanente Party. Die beiden lassen nur ungern einen Club aus und sind musikalisch firm in Drum' n' Bass, Dubstep, polyfonem Gesang, Reggae, Bashment und Grime.

Sie tanzen Krump, House, Ballett, Urban, Voguing und Dancehall aus Jamaica. Reichlich Stoff also für viel gemischten Salat. Und wie beim Salat, der letschert wird, wenn man ihn zu lang stehen lässt, ist es mit Produkten, die im Pop-Mainstream mitschwimmen. Die Clubkultur muss sich immer wieder einmal neu abmischen, die Ingredienzien aber sind selbstähnlich wie periodisch neu verpackte Zahnpasten, die aber jetzt wirklich echt weiß putzen. Bengolea und Chaignaud gefällt das Fraktale und das Globale am Pop sehr.

Stimmschwach und lahm

Dort verankern sie auch inhaltliche Ambitionen: Sie interessieren sich für anthropologische Aspekte in Tanz wie Musik, und besonders Chaignaud hat ein Faible für Tanzgeschichte.

Seltsamerweise aber wird ausgerechnet eine historische Arbeit, die bei Impulstanz 2012 zu sehen war, nicht auf der Werkliste ihrer Website geführt: Danses Libres zum Werk von François Malkovsky (1889-1982). Dafür ist eine Ausstellung über alte und neue Tänze für die New Yorker Dia Art Foundation geplant.

Zurück zum Salat: In DFS mischen Bengolea und Chaignaud – in Bezug auf ihre Arbeit The Lighters. Dancehall Polyphony mit Pina Bauschs Tanztheater Wuppertal – georgischen Polyfoniegesang mit jamaikanischen Dancehall und Spitzenschuh-Ballett.

Die siebenköpfige Company inklusive dem Choreografenpaar und zwei Tänzern aus Jamaica tut, was sie kann, doch der Gesang bleibt schwach und die Dramaturgie lahm. Da hilft es auch nicht, einen kleinen Hund auf der Bühne herumschnüffeln zu lassen – und noch weniger, das Publikum zu einem Live-Tanzworkshop auf der Rampe zu versammeln.

DFS wirkt wie ein willkürlich gebasteltes Allerwelts-Goodie, in dem mit exotischer Würze und partizipatorischer Geste für kulturelle Globalisierung geworben wird. Mehr als eklektisches Entertainment für Kreuzschifffahrt-Touristen ist dieses Stück leider nicht. (Helmut Ploebst, 28.7.2017)