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Anthony Scaramucci ist neuer Kommunikationschef von US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP Photo/Pablo Martinez Monsivais

Washington – Anthony Scaramucci, neuer Kommunikationschef von US-Präsident Donald Trump, hat mit unflätigen Äußerungen über Führungsfiguren des Weißen Hauses erhebliche Irritationen ausgelöst. Laut einem Reporter des "New Yorker" hatte Scaramucci ihn angerufen und vehement bedrängt, seine Quelle für eine Geschichte offenzulegen, andernfalls werde er sämtliche möglichen "Leaker" im Weißen Haus feuern.

Der Reporter lehnte das ab. Im weiteren Verlauf des Gesprächs beschimpfte und verunglimpfte Scaramucci den Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus, und Trumps Chefstrategen Steve Bannon auf einmalige Weise. Priebus sei ein "verdammter paranoider Schizophrener, ein Paranoider". Er sei auch nicht wie Bannon, "ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen. Ich versuche nicht, meine eigene Marke auf der verdammten ('fucking') Stärke des Präsidenten aufzubauen. Ich bin hier, um dem Land zu dienen."

"Nur über meine Leiche"

Priebus, der aus der Republikanischen Partei stammt, und Bannon, vormals extrem rechter Chef der Webseite "Breitbart", hatten sich der Bestellung Scaramuccis zum Trump-Sprecher widersetzt. Bannon soll noch am Morgen der Amtsübernahme gesagt haben, der einstige Goldman-Sachs-Banker Scaramucci werde das Amt "nur über meine Leiche" bekommen. Beide, Priebus und Bannon, gelten innerhalb des Weißen Hauses als angezählt.

Ihre Motive dürften unterschiedlich sein: Priebus vertraut dem neuen Kommunikationschef deshalb nicht, weil er nicht bei den Republikanern verankert ist und Erfahrung in der Branche vermissen lässt. Der Nationalist Bannon hingegen findet, Scaramucci habe zu viel Interesse an internationalen Kontakten.

Hilfe von der Familie

Scaramucci, der als Vertrauter von Trump-Schwiegersohn Jared Kushner gilt, dürfte im Fall eines Priebus-Abtritts ein Kandidat für den Posten als Stabschef sein. Wo er politisch steht, ist nicht ganz klar. In den vergangenen Tagen hat er in schrillen Tönen auch die ungewöhnlicheren politischen Aussagen von Präsident Trump verteidigt. Früher hingegen hatte er Positionen vertreten, die in vielen Bereichen jenen der Demokraten ähnelten.

Die neuen Äußerungen des Kommunikationschefs zogen am Donnerstagabend wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien. Eine Reaktion aus dem Weißen Haus gab es zunächst nicht. In zahlreichen Kommentaren hieß es, ein solches Chaos und ein solches Niveau habe es im Weißen Haus niemals zuvor gegeben.

Der Kommunikationschef hat die Aussagen nicht abgestritten. "Ich verwende manchmal blumige Sprache", schreibt er auf Twitter. "Ich habe den Fehler gemacht, einem Journalisten zu vertrauen. Das wird nicht mehr passieren." (APA, red, 28.7.2017)