Tübingen – Neandertaler waren fast ausschließlich Mammutjäger, Homo sapiens hingegen erbeutete lieber kleinere Tiere und ernährte sich generell sehr flexibel – was möglicherweise mit ein Grund war, warum er seinen älteren Cousin überlebt hat: So lautet eine verbreitete Vorstellung, die Forscher der Universität Tübingen nun etwas differenzieren.

Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment der Uni Tübingen wollte es genauer wissen und versuchte zusammen mit einem internationalen Team die Ernährungsgewohnheiten der frühen modernen Menschen in Europa zu rekonstruieren. Als Grundlage dienten die mit etwa 40.000 Jahren ältesten bekannten Fossilienfunde in den Buran-Kaya-Höhlen auf der Krim.

Die Analyse

Die Forscher maßen den Gehalt stabiler Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotope in den Knochen dieser frühen Menschen sowie ihrer dort lebenden potenziellen Beutetiere: etwa Saiga-Antilopen, Pferde oder Hirsche. Darüber hinaus wurde auch der Stickstoff-15-Gehalt einzelner Aminosäuren analysiert.

"Unsere Ergebnisse zeigen für die anatomisch modernen Menschen einen sehr hohen Anteil des Stickstoffisotops 15N", sagt Bocherens und fährt fort: "Diese stammen aber nicht – wie bisher vermutet – von der Aufnahme von Fischprodukten, sondern überwiegend von Mammuts."

In diesem Punkt glich der Homo sapiens also dem Neandertaler und war damit wohl auch dessen direkter Konkurrent um Beute. Einen großen Unterschied gab es aber: Der Anteil von pflanzlicher Nahrung war bei Homo sapiens deutlich höher als bei vergleichbaren Neandertaler-Funden. Mammuts waren offenbar die bevorzugte Fleischquelle für beide Arten. Doch haben unsere Ahnen etwas mehr Wert auf die "Beilagen" gelegt. (red, 28. 7. 2017)