Dem Golfplatz des Pan Pacific Nirwana Bali Resort droht das Aus: Donald Trump plant gemeinsam mit einem indonesischen Partner eine riesige Hotelanlage – was nach balinesischem Recht illegal wäre.

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Champagner und Kaviar am fünften Loch: Auf dem Golfplatz des Pan Pacific Nirwana Bali Resort kann man es sich gutgehen lassen. Mit Blick auf die offene See und zum Hindutempel Tanah Lot reichen Bedienstete feine Häppchen. Der Golfplatz ist Teil einer noblen Hotelanlage, Stil und Eleganz in traditionellem balinesischem Stil. Ein starker Kontrast zum 30 Kilometer entfernten Strand Kuta in Denpasar. Dort streiten sich übergewichtige, tätowierte Australier mit betrunkenen europäischen Pauschaltouristen um Schattenplätze.

Doch dem Nirwana droht der Bulldozer. An seine Stelle werde ein "fantastisches, einzigartiges" Projekt treten. Das sagt Donald Trump, Immobilienmogul und US-Präsident. Er und sein indonesischer Partner Hary Tanoesoedibjo – oder Tanoe, wie sich der 51-Jährige nennt – planen an diesem Ort den Bau eines "außergewöhnlichen Luxusliegenschaftenprojekts", so die Website von Trump Hotels. Eine Sechs-Sterne-Anlage solle das erste Resort von Trump International in Asien werden. Juwel der Anlage werde ein Hotelturm sein, mit "wunderbarem Ausblick" auf den Indischen Ozean und auf Tanah Lot, "die populärste Touristenattraktion und kulturelle Ikone auf Bali". Trump-Gäste sollen sich wohlfühlen auf der "Insel der Götter".

Doch die Götter sind nicht begeistert: Sollten Trump und Tanoe ihre Pläne wahr machen, "werden wir kommen und den Turm abreißen", warnt Ida Bagus Wiatmaja, Chef der lokalen Planungsbehörde. Denn wenn es um ihre Religion und Kultur geht, verstehen Balinesen keinen Spaß. Sicher ist: Sofern sich die Bauherren an die Vorschriften halten, wird Bali keinen Trump Tower erhalten. Auf der Insel darf kein Gebäude höher sein als 15 Meter – die Höhe einer Kokosnusspalme. Das ist Gesetz.

Doch der Deal wäre folgender: Tanoe soll das Resort für umgerechnet etwa 340 Millionen Euro bauen, betrieben werden soll es dann von Trump International. Der Vertrag war 2015 unterzeichnet worden, also vor der Wahl Trumps zum US-Präsidenten. Mit dessen Amtsübernahme übergab Trump die Leitung seiner Geschäfte offiziell an seine Kinder.

"Besondere Regeln"

"Es gelten ganz besondere Regeln, geschriebene und ungeschriebene", sagt ein Anrainer. 80 Prozent der Bewohner der Insel sind Hindus – eine Ausnahme im vorwiegend muslimischen Indonesien, einer multikulturellen Nation mit 700 Sprachen und Dialekten, verteilt auf 13.466 Inseln. Entsprechend scharf werden in Bali Religion und Tradition gehütet.

Besonders strikt sind die Vorschriften im Gebiet um Tanah Lot, dem im 16. Jahrhundert gebauten, heiligsten Tempel der balinesischen Hindus und Weltkulturerbe der Unesco. Das Leben der Reisbauern in dieser fruchtbaren Agrarregion wird von jahrhundertealten Verhaltensregeln bestimmt. Opfergaben, Gebete, Zeremonien – jeden Tag werden sie abgehalten, um die Götter bei Laune zu halten. Wehe dem, der sie herausfordert! Die Furcht vor der Rache von Geistern und Dämonen ist im Alltag hier dauerpräsent.

Die Turmanlage in Bali ist nicht das einzige Projekt, bei dem Trump und Tanoe zusammenarbeiten. Auf der Nachbarinsel Java planen sie eine riesige Hotelanlage inklusive Formel-1-Rennstrecke. Auch dieses Projekt in der Nähe der Stadt Bogor ist umstritten: Durch die Überbauung eines ganzen Tals werden rund 200 Bauern und ihre Familien Heimat und Einkommen verlieren. Im angrenzenden Urwald sind mehrere Tierarten bedroht.

Spätestens als sich Trump mitten im Wahlkampf mit hochrangigen indonesischen Politikern traf, wurde klar, dass er bestens vernetzt war. Organisiert hatte das Meeting Tanoe, eine umstrittene Figur. Er ist Gründer und Chef der MNC Group, kontrolliert unter anderem 60 Fernsehstationen und scheut keine Gelegenheit, sich mit deren Hilfe in Szene zu setzen.

Ein Nachahmer Trumps

Die Parallelen zu seinem amerikanischen Freund sind nicht zufällig. Laut dem Magazin Forbes tue Tanoe "sein Bestes, um Trump nachzuahmen". Und wie sein US-Vorbild hat der Geschäftsmann mithilfe seiner eigenen Partei Ambitionen aufs höchste Amt und scheint sich den nationalistischen, autokratischen und islamistischen Sektoren der indonesischen Politik zuzuwenden, meinen Beobachter.

Die jüngste Verurteilung von Basuki Tjahaja Purnama – genannt Ahok, christlicher Gouverneur von Jakarta – zu zwei Jahren Haft wegen Gotteslästerung wird von Kritikern als Zeichen für den wachsenden Einfluss extremistischer Kräfte in der indonesischen Politik gewertet. Und laut der US-Website The Intercept fürchten Militär- und Geheimdienste gar einen "Coup" gegen den Präsidenten, orchestriert von IS-nahen Gruppen.

Umstrittene Kontakte

Unter Trumps Besuchern in New York befand sich damals auch Setya Novanto, Vorsitzender des indonesischen Repräsentantenhauses. Ihm wird Korruption in mehreren Fällen in geradezu astronomischem Umfang vorgeworfen. Der Vorsitzende der Golkar-Partei soll unter anderem von einer indonesischen Vertragsfirma des US-Rohstoffgiganten Freeport-McMoRan umgerechnet 1,5 Milliarden Euro gefordert haben. Dafür werde er sich für eine Verlängerung der Abbaulizenz für eine Kupfer- und Goldmine einsetzen, so der Vorwurf der indonesischen Behörden. Novanto weist alle Vorwürfe zurück.

Während der Sitzung in New York habe Trump klargemacht, sein Projekt sei "unmöglich ohne eine Bezahlautobahn" zwischen Jakarta und Bogor umzusetzen. Das sagte Fadli Zon, Vize-Vorsitzender des indonesischen Parlaments und wichtiger Unterstützer von Trump, im australischen Fernsehen. Kurz nach dem Treffen verpflichtete sich die indonesische Regierung überraschend zur Finanzierung und Fertigstellung eines von Problemen geplagten Autobahnstücks. Die Schnellstraße soll nun direkt vor der zukünftigen Trump-Anlage enden.

Zon glaubt, dass Tanoe und Trump dadurch den Wert des von ihnen kontrollierten Grundstücks verdoppeln oder verdreifachen könnten. Andreas Harsono, Sprecher von Human Rights Watch in Indonesien, kritisiert die "Hochzeit zwischen Politikern und Geschäftsleuten".

In Bali dürften es Trump und Tanoe nicht ganz so einfach haben. In den Reisfeldern vor Tanah Lot sehen sich die beiden Entrepreneure harten Opponenten gegenüber: stoische Lokalbeamte wie Ida Bagus Wiatmaja und stolze Reisbauern. Pläne für die Ausweitung des Golfplatzes sind in den vergangenen Wochen ins Stocken geraten. Die Bauern weigern sich, ihre seit Generationen gehaltenen Grundstücke zu verkaufen. Das Konsortium offeriere umgerechnet rund 7000 Euro pro 100 Quadratmeter Land. Ein Preis von 32.000 Euro sei aber das Minimum, sagt Nyoman Madya, Sprecher der Anrainer.

Sorge um die Zukunft

Doch finanzielle Bedenken sind für die meisten Bauern zweitrangig. "Land ist alles, was wir haben", erklärt der Reisbauer Teno, als er in Sichtweite des Tempels sein Feld abschreitet und den Wasserstand kontrolliert. Der süße Duft von Räucherstäbchen zieht über die grünen Reispflanzen, Opfergaben für die Götter. "Wir wollen den Boden an unsere Kinder weitergeben", sagt der Mittsechziger.

Wie die meisten seiner Kollegen ist er nicht prinzipiell gegen das Hotel. Er sorge sich aber, dass in Bali wegen der rasanten Expansion des Tourismus der Reisanbau schrumpft. Was er und seine Nachbarn auf keinen Fall tolerieren würden, sei eine "Entwürdigung des Bodes" rund um Tanah Lot durch "den amerikanischen Präsidenten". Für Teno besteht kein Zweifel: "Die Götter würden sich an ihm rächen. Und an uns." (Urs Wälterlin aus Denpasar, 29.7.2017)