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Spurensicherung am Tatort.

Foto: Reuters/Matzen

Hambrücken – Bei einem Messerangriff in einem Supermarkt im Hamburger Stadtteil Barmbek wurde am Freitag ein Mensch getötet und sechs weitere verletzt.

Zunächst war von einem Raub als Tatmotiv die Rede, mittlerweile richtet sich der Verdacht auf einen möglichen terroristischen Hintergrund.

Der "Tagesspiegel" berichtete Freitag Abend unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Täter sei den deutschen Behörden als Islamist bekannt und sei bei dem Angriff religiös gekleidet gewesen. Der Palästinenser sei 1991 in Saudi-Arabien geboren worden, als Flüchtling nach Deutschland gekommen und in Hamburg einer einfachen Beschäftigung nachgegangen. "Auch wenn das Motiv noch nicht ganz klar ist, müssen wir offenbar von einem Anschlag ausgehen", zitierte der Tagesspiegel einen Sicherheitsexperten.

Später am Abend gab die Polizei bekannt, der Täter sei 26 Jahre alt und in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren worden. Die Staatsangehörigkeit werde noch geklärt.

Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen 50-jährigen Deutschen. Eine 50-jährige Frau und vier Männer im Alter von 64, 57, 56, 19 Jahren erlitten Messerstichverletzungen. Ein 35-Jähriger wurde bei der Überwältigung des Angreifers verletzt.

Die Polizei bildete eine Sonderkommission unter Beteiligung der Mordkommission und des Staatsschutzes. Letzterer ist für politisch motivierte Delikte zuständig. "Weiterhin wird in alle Richtungen ermittelt. Dies schließt Ermittlungen des Staatsschutzes ausdrücklich ein", erklärte die Polizei.

Bürgermeister wütend

Nach Angaben von Bürgermeister Olaf Scholz handelt es sich bei dem Täter "offensichtlich um einen Ausländer, der ausreisepflichtig war". Er habe aber nicht abgeschoben werden können, weil er keine Papiere hatte, teilte Scholz am Freitagabend mit.

"Zusätzlich wütend macht mich, dass es sich bei dem Täter offenbar um jemanden handelt, der Schutz bei uns in Deutschland beansprucht und dann seinen Hass gegen uns gerichtet hat" Scholz sprach von einem "bösartigen Anschlag". Den Opfern und Angehörigen drückte er sein Mitgefühl aus.

"Allahu Akbar"

Augenzeugenberichten zufolge soll der Angreifer mehrfach "Allahu Akbar" gerufen haben. Der Mann sei mit dem Messer in der Hand die Straße entlanggelaufen. "Dann hat er mal das Messer kurz hochgehalten und 'Allahu Akbar' geschrien, das hat er zweimal gemacht", sagte ein Anrainer der Deutschen Presse-Agentur.

Der Zeuge verfolgte die Flucht des Mannes von einem Backshop aus. "Er hat das Messer in die Luft gehalten und dann 'Allahu Akbar' gerufen – so habe ich das verstanden", sagte auch ein weiterer Zeuge. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht, sondern sagte, sie ermittle in alle Richtungen. "Allahu Akbar" bedeutet übersetzt "Gott ist groß". Es gab in der Vergangenheit mehrfach Terroranschläge islamistischer Extremisten, bei denen die Täter diesen Ausruf verwendeten.

Kurz nach der Tat sicherten schwerbewaffnete Polizisten den Tatort im Stadtteil Barmbek ab. Rettungskräfte rückten mit einem Großaufgebot an, auch ein Rettungshubschrauber landete auf der Straße. (red, APA, 28.7.2017)