Karikaturist Musa Kart wurde freigelassen.

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Istanbul – Sieben Mitarbeiter der türkischen Zeitung "Cumhuriyet" sind wieder auf freiem Fuß. Am Samstag in der Früh verließ auch der Karikaturist Musa Kart das Silviri-Gefängnis außerhalb von Istanbul. Ein Istanbuler Gericht hatte am Freitag die Freilassung der sieben Mitarbeiter unter Auflagen angeordnet.

Kart sagte nach 271 Tagen Haft: "Wir wurden von den Menschen, die wir lieben, unseren Verwandten und unserer Arbeit ferngehalten." Neben Kart kamen auch der Literaturchef der Zeitung sowie Mitarbeiter aus der Justizabteilung vorläufig frei. Sie bleiben angeklagt und müssen sich regelmäßig bei den Behörden melden.

"Cumhuriyet" wurde in dem Prozess vorgeworfen, die heute als Terrororganisation gelistete Gülen-Bewegung sowie die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die linksextreme DHKP-C zu unterstützen. Die Regierung macht die Bewegung des in den USA lebenden Gülen für den Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich.

Weitere Journalisten noch hinter Gittern

Kart konnte sich trotz seiner Freilassung nicht freuen. "Leider sind noch vier unserer Freunde hinter Gittern", bedauerte er. Dabei handelt es sich um die prominentesten Angeklagten – Herausgeber Akin Atalay, Chefredakteur Murat Sabuncu, Investigativjournalist Ahmet Sik und Kolumnist Kadri Gürsel. Bis Freitag saßen elf der 17 Angeklagten im Gefängnis, inzwischen sind es nur noch vier.

Die Beschuldigten wiesen diese Vorwürfe in ihren Plädoyers zurück. Sie verwiesen darauf, dass die Zeitung die Gülen-Bewegung ebenso wie die kurdischen Separatisten immer kritisiert habe. Die Zeitung wirft der Regierung vor, eine der letzten unabhängigen Pressestimmen zum Schweigen bringen zu wollen.

Die nächste Anhörung ist für den 11. September angesetzt. Sollten die Angeklagten verurteilt werden, drohen ihnen bis zu 43 Jahre Haft. Seit dem Putschversuch vor einem Jahr wurden in der Türkei mehr als hundert Journalisten inhaftiert und fast 150 Medien geschlossen. (Reuters, 29.7.2017)