Die Modefarbe auf dem Hungaroring war eindeutig Rot.

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Namasté. Sieger Sebastian Vettel gibt sich und vielleicht auch dem hilfreichen Kollegen Räikkönen die Ehre.

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Budapest – Sebastian Vettel auf Ferrari hat den Großen Preis von Ungarn gewonnen und seine WM-Führung vor der vierwöchigen Formel-1-Sommerpause wieder ausgebaut. Weiter geht es am 27. August in Spa.

Bei seinem zweiten Sieg auf dem Hungaroring und seinem 46. überhaupt verwies der Deutsche am Sonntag trotz massiver Lenkungsprobleme seinen finnischen Teamkollegen Kimi Räikkönen und dessen Landsmann Valtteri Bottas (Mercedes) auf die Plätze. Vettels großer WM-Rivale Lewis Hamilton (Mercedes) wurde Vierter, nachdem er Bottas auf der Zielgerade absprachegemäß wieder passieren ließ.

Nach elf von 20 WM-Läufen liegt Vettel damit wieder 14 Punkte vor Hamilton (202 gegenüber 188 Zähler). Der hatte den dritten Rang nach einer Anordnung der Teamleitung von Bottas übernommen, diesen aber wieder zurückgegeben, weil auch er nicht an den Ferraris vorbeikam. Das Manöver erfolgte trotz durchaus riskanter Konstellation, denn der fünftplatzierte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen folgte nur wenige Zehntelsekunden dahinter.

Meisterleistung von Verstappen

Verstappen hatte schon in Runde eins seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo unter strittigen Umständen von der Strecke gedrängt und dafür eine zehnsekündige Zeitstrafe ausgefasst. Die Laune Ricciardos war entsprechend: "Ich werde mit Max reden. Aber ich erwarte, dass er zuerst zu mir kommt und sich bei mir entschuldigt", sagte der WM-Dritte der Vorsaison bei Sky. "Es ist frustrierend. Wenn es der Teamkollege ist, macht es das noch schlimmer. Es war vollkommen unnötig."

Unmittelbar nach dem Crash in der zweiten Kurve hatte das Urteil des fünfmaligen Grand-Prix-Siegers über seinen ehrgeizigen Stallrivalen noch sehr viel härter geklungen. "Ich glaube, ich weiß, wer es war. Fuck! So ein schlechter Verlierer", funkte Ricciardo an seine Box, während es für seinen demolierten Red Bull kein Fortkommen mehr gab. Das Safety-Car rückte aus.

"Schulde Kimi großen Gefallen"

Räikkönen wurde von der Ferrari-Box ziemlich offensichtlich als Prellbock eingesetzt – denn Pole-Setter Vettel war aufgrund von Problemen mit dem Lenkrad über weite Strecken langsam unterwegs und hätte ohne die Mitarbeit des Finnen wohl nicht gewinnen können.

"Das Auto hat nicht richtig funktioniert. Ich schulde Kimi einen großen Gefallen", sagte Vettel. "Es war ein großartiges Rennen, ein wunderbarer Tag. Ein großes Dankeschön ans ganze Team." Bottas erklärte: "Ich muss Lewis ein großes Dankeschön aussprechen. Ich habe ihm die Gelegenheit gegeben, leider hat es nicht geklappt."

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hatte vor dem Rennen angesichts der komplett roten ersten Startreihe eigentlich "nur Schadensbegrenzung" von seinen Piloten erwartet. Doch durch Vettels Technikprobleme gab es doch noch ein Spannungsmoment.

Vettels Probleme

Am Start kamen beide Ferrari-Piloten gut weg und hielten ihre Führung scheinbar ohne Probleme. Dann begannen die Komplikationen für Vettel. Sein Lenkrad hing nach links, der Deutsche musste durchgehend ausgleichen. Möglicherweise war auch dies der Auslöser des nächsten Problems: "Meine Vorderreifen sind nicht in einem guten Zustand", funkte Vettel an die Box.

Auch dank der zeitlichen Abfolge der Boxenstopps bei Ferrari blieb Vettel dennoch vor Räikkönen, der festhing und sich darüber beim Kommandostand beschwerte. "Ihr setzt mich grundlos unter großen Druck der Mercedes", schimpfte der Finne – denn im Rückspiegel wurden die Silberpfeile immer größer.

Wenig später musste Bottas den deutlich schnelleren Hamilton auf Anweisung der Mercedes-Box vorbeilassen, und der Engländer nahm die Verfolgung der Roten auf. Schon bald saß er Räikkönen im Nacken, fand auf dem engen Kurs aber keine Ansatzpunkte mehr.

Mit dem Großen Preis von Belgien in Spa startet die Formel 1 in vier Wochen in die restlichen neun Saisonrennen. (sid, red, 30.7.2017)