Colombo/Wien – Sri Lanka wird von einem Denguefieber-Ausbruch geplagt, wie ihn der Inselstaat bislang noch nicht erlebt hat. Heuer erkrankten bereits etwa 120.000 Menschen an der Viruserkrankung, 315 Personen sind daran gestorben, teilte das Gesundheitsministerium am Montag mit. Die Infektionsrate ist damit mehr als viermal höher als im jährlichen Durchschnitt, und es sind fast dreimal so viele Tote wie im gesamten vergangenen Jahr.

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Ein Beamter versprüht in in Sri Lankas Hauptstadt Colombo ein Mittel gegen die virenübertragenden Stechmücken.
Foto: AP Photo/Eranga Jayawardena

Die Epidemie ist vor allem auf schwere Regenfälle und dadurch resultierende Überschwemmungen in 15 der insgesamt 25 Distrikte Sri Lankas zurückzuführen, hält die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Bericht fest. In der Hauptstadt Colombo, die am stärksten von der Epidemie betroffen ist und wo die Krankenhäuser überfüllt sind, kommt hinzu, dass Mitte April eine Mülldeponie eingestürzt ist und sich dort seitdem der Abfall türmt. Wasserlacken, Müll – ideale Brutstätten für die Stechmücken.

Stechmücken als Überträger

Denguefieber wird von bestimmten Stechmücken (Aedes) übertragen. Weltweit erkranken nach WHO-Angaben jedes Jahr fast 400 Millionen Menschen an Denguefieber. Erkrankte haben oft heftige Kopf-, Augen- und Gliederschmerzen und müssen sich übergeben. Die Krankheit klingt in den meisten Fällen nach drei bis sieben Tagen wieder ab. In ihrer schwersten Form kann sie aber für Kinder und Senioren tödlich sein.

Medikamente zur ursächlichen Behandlung gibt es nicht. Um die Symptome zu lindern, wird vor allem versucht, den Flüssigkeitshaushalt im Körper aufzufüllen oder Schmerztabletten zu verabreichen

Von DENV-1 zu DENV-2

Ein weiterer Grund für die Epidemie ist, dass sich das Dengue-Virus verändert hat. "Bislang hatten wir vor allem Serotyp DENV-1, jetzt ist es vorwiegend DENV-2", sagte Mahieash Johnney vom Roten Kreuz Sri Lanka zum STANDARD. Die Menschen hätten dafür nicht die geeignete Immunabwehr und seien somit anfälliger.

"Der Wechsel des Serotyps erfolgte von Ende 2015 bis Anfang 2016. Viele in der Bevölkerung kamen dann zum ersten Mal in Kontakt mit dem neuen Virus und waren nicht immun dagegen", sagt auch Faseeha Noordeen, Professorin für Mikrobiologie an der Universität Peradeniya in Sri Lanka.

Tausende für Aufklärung unterwegs

Um die Epidemie in den Griff zu bekommen, hat die Regierung in Sri Lanka eine großangelegte Kampagne gestartet. Selbst die Armee hilft mit, um Wasserlacken und sonstige bekannte Brutstätten zu beseitigen. Auch tausende Freiwillige des Roten Kreuzes sind unterwegs, um die Menschen aufzuklären, dass sie ihre Umgebung sauber und trocken zu halten haben.

Experten kritisieren aber, dass es dafür eigentlich schon etwas zu spät sei. Außerdem, erklärt Noordeen, "muss man bereits in der Trockenzeit wachsam sein und potenzielle Brutstätten von Stechmücken regelmäßig kontrollieren und säubern".

Schnelltests empfohlen

Die Regierung hat zudem einen Schnelltest eingeführt. Jene, die länger als einen Tag Fieber haben, sollen einen Antigen-Test durchführen, bei dem laut Behörden innerhalb von zwei Stunden ein Ergebnis feststeht. Außerdem hat die Regierung für Anfang August einen neuen Aktionsplan angekündigt, gemeinsam erstellt mit Experten der WHO. Damit, so heißt es, sollen die Infektionen rasch zurückgehen. Denn bereits im Oktober steht in Sri Lanka die zweite jährliche Monsunzeit bevor. (ksh, APA, 31.7.2017)